Von Ralf Keuper

Bei Großprojekten, die, was Zeit und Kosten betrifft, weit von den ursprünglichen Planungen abweichen, fielen einem bis jetzt spontan der Berliner Flughafen (BER), Stuttgart 21 oder die Elbphilharmonie ein. Nun kann sich auch Westfalen mit einem Großprojekt schmücken, das den Vergleich mit den bereits erwähnten kaum scheuen muss.

Die Rede ist von der Sanierung der Universität Bielefeld, die mit über 1 Mrd. Baukosten und mit einem Fertigstellungstermin 2026 geplant wurde. Daraus wird nun nichts mehr wie das Westfalen-Blatt in Uni Bielefeld: riesige Probleme bei Sanierung berichtet. Demzufolge sind unerwartete Probleme dafür verantwortlich, dass die Sanierung bis 2030, womöglich 2035, also noch gut zwanzig Jahre in Anspruch nehmen wird. Selbst 2035 ist nicht sicher. Die bislang für die Bauleitung zuständige Niederlassung Bielefeld des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) muss die Leitung an die Dortmunder Niederlassung abgeben. Der Dortmunder Projektleiter war zuvor u.a. für die Sanierung der Ruhr-Uni Bochum zuständig.

In einem Interview äußerte sich vor einiger Zeit der Systemtheoretiker und Luhmann-Schüler Dirk Baecker, der einige Jahre an der Uni Bielefeld gewirkt hat, zu den Gründen für das Scheitern so vieler Großprojekte. Darin sagte er u.a.:

Viele unserer „Systeme“ sind nur von Experten zu bedienen. Aber wenn man nicht dafür sorgt, dass die Experten in den Systemen von Experten außerhalb der Systeme jederzeit kritisch beobachtet und ersetzt werden können, hat die Gesellschaft ein echtes Problem.

Es wäre interessant zu wissen, was Luhmann zu dem Fall sagen würde – womöglich müsste er seine Systemtheorie ergänzen 😉

Weitere Informationen:

Uni Bielefeld erst 2040 komplett saniert?

Von Rolevinck

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