Auszug:

Die Nottulner Kirche wird urkundlich stets als Pfarrkirche (ecclesia parrochialis) bezeichnet (WKB 2 S. 150). Die Baulast trug dementsprechend das Kirchspiel. Aus dieser Tatsache geht hervor, daß das Kloster bzw. Stift nur jüngere Rechte an der Kirche besaß als das Kirchspiel und daß die Gründung des Frauenklosters an einer bereits bestehenden Kirche erfolgte. Im Einklang damit steht die Tatsache, daß die Nottulner Kirche dem Patronat des hl. Martinus unterlag, der in karolingischer Zeit große Verehrung genoß. Vermutlich gehört Nottuln damit zu den frühen Kirchengründungen im westlichen Sachsen. Über das Aussehen des ältesten Kirchbaus gibt es keine Angaben. Fest steht nur, daß er schmaler war, als die Nachfolgebauten. Ob es sich um einen Holz- oder Steinbau handelte, ist dagegen unbekannt. Angeblich ersetzte im 12. Jahrhundert ein Neubau das älteste Gebäude. Dieses Bauwerk wird im Jahre 1488 als olt van jaren linde kranck van rymmeren beschrieben und drohte einzustürzen. Die damalige Äbtissin Anna von Dorsweiler entschloß sich zu einem Neubau. Am Servatiitage 1489 fand die Grundsteinlegung statt (Ms. 7 Nr. 1307 letzte Seite), wie es eine Inschrift über dem zugemauerten Nordostportal bekundet: ANNO D(OMI)NI MCCCCLXXXIX OP SENTE SERVAES DACH IS DE EIRSTE STEEN HIR AEN GELACHT (WKB 2 S. 157). Zur Deckung der Kosten erlangte das Stift 1490 einen Ablaßbrief (vgl. § 27). Der Bau soll innerhalb von neun Jahren von Tiroler oder Schweizer Bauhandwerkern vollendet worden sein. Der bestehende Turm wurde bei dieser Gelegenheit um ein viertes Geschoß erhöht.

Link: Das (freiweltliche) Damenstift Nottuln

Von Rolevinck

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