Es ist nicht zu übersehen, dass der Entwicklung der Bielefelder Industrie eine innere Logik zugrunde gelegen hat. Anders als etwa im Ruhrgebiet, dessen Industrialisierung vom Bergbau und der Schwerindustrie ausgegangen ist, machte hier die Textilindustrie, auf der Basis des heimischen Leinengewerbes, den Vorreiter im Übergang zum Fabriksystem. Mit den Textilbetrieben entstand zugleich eine erhebliche Nachrage nach Produkten von Zulieferern, und davon profitierten nicht nur die in handwerklichen Formen arbeitenden Bauunternehmen, sondern auch die mechanischen Werkstätten und Gießereien, aus denen wiederum größere Fabriken hervorgingen.

Das Textilgewerbe brachte andererseits große Mengen von Geweben – Leinen, Seide, Plüsch – auf den Markt, so dass eine Weiterverarbeitung am Ort lohnend erscheinen musste. Die Wäschefabrikation erzeugte einen hohen Bedarf an Nähmaschinen, und auch sie wurden in immer größeren Stückzahlen in Bielefelder Unternehmen hergestellt. Dieselben Firmen begannen in den 80er Jahren damit, Fahrräder zu produzieren; es entstand hierfür ein neuer Markt, weil mit dem Fabriksystem die Trennung von Wohnung und Arbeitsstätte erforderlich geworden war und weil wegen der größeren Ausdehnung der Stadt – und anderer Städte – die täglichen Wege weiter wurden. Da öffentliche Verkehrsmittel noch fehlten, bot das Fahrrad gewissen Ersatz.

Quelle: Reinhard Vogelsang. Geschichte der Stadt Bielefeld Band II. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs

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