Von Ralf Keuper

Eugen Schmalenbach, geboren 1873 in Halver im märkischen Sauerland, Erfinder der dynamischen Bilanz, des Kontenrahmens und des Profit Center – Prinzips hat die Betriebswirtschaftslehre, nicht nur in Deutschland, wie kaum ein anderer geprägt. Wegen seiner Verdienste um die Rechnungslegung gilt er darüber hinaus als “Vater” der Wirtschaftsprüfer. Dabei hat Schmalenbach, der über Jahrzehnte an der Handelshochschule Köln lehrte, weder promoviert noch habilitiert.

Die Idee, ein Studium aufzunehmen, kam ihm, als er im väterlichen Betrieb im märkischen Sauerland beschäftigt, große Defizite in der Buchhaltung feststellte, die keine exakte Zurechnung der Kosten kannte – ein generelles Problem der Buchhaltung der damaligen Zeit. Als dann in Leipzig die erste Handelshochschule Deutschlands ihre Tore öffnete, nahm Schmalenbach gegen den ausdrücklichen Wunsch seines Vaters und ohne dessen Unterstützung das Studium auf. Dort entwickelte er bereits die theoretischen Grundzüge seiner Betriebslehre, die er als ernannter Professor an der Handelshochschule zu Köln ausbaute. Während seiner Zeit in Leipzig lernte er auch seine spätere Frau, die jüdischen Glaubens war, kennen, was zum endgültigen Bruch mit seinem Vater führte. In Köln entfaltete er eine ungewöhnliche Produktivität, die dazu führte, dass er mehrere Grundlagenwerke schuf, die seinen Ruf als Begründer der Betriebswirtschaftslehre festigten. Zur Erholung und zum Abschalten zog er sich immer wieder in sein Landhaus in Halver zurück. Bereits im Jahr 1925 warnte er in einer Rede, die für großes öffentliches Aufsehen sorgte, vor dem Ende der Marktwirtschaft und des Kapitalismus.

Mit der Machübernahme der Nazis im Jahr 1933 zog sich Schmalenbach von allen seinen Ämtern und aus der Öffentlichkeit zurück, um seine Frau und sich nicht unnötig zu gefährden, was jedoch nur leidlich gelang. So stellte die Uni Köln ihre Zahlungen auf Druck des Nazi-Regimes ein. Als die Gefahr zunahm, flüchteten die Schmalenbachs zu einem seiner ehemaligen Assistenten nach Bad Godesberg, immer von der Angst vor der Deportation begleitet. Anders als viele andere Prominente seiner Zeit, hat Schmalenbach die Ehe mit seiner Frau nie aufgelöst oder auch sonst nur den geringsten Zweifel daran aufkommen lassen. Etwas, was seine ehemaligen Schüler zu Recht an ihrem Lehrer würdigen und was zudem zeigt, was gerade heute immer wieder und gerne übersehen wird, dass auch Ökonomen Haltung haben können.

Unmittelbar nach dem Ende des Krieges nahm Schmalenbach seine Lehrtätigkeit an der Uni Köln wieder auf. Noch zu seinen Lebzeiten wurde die Schmalenbach-Vereinigung gegründet, aus der später die heutige Schmalenbach-Gesellschaft hervorging. Daneben schuf Schmalenbach das erste und noch heute führende Publikationsorgan der Betriebswirtschaftslehre in Deutschland – die Zeitschrift für Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis.

Im Jahr 1955 starb Schmalenbach an Herzversagen nach einem erfüllten Leben im Alter von 82 Jahren.

 

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