Von Ralf Keuper

Zusammen mit Wilhelm Winkelmann, Peter Berghaus und Wilhelm Müller-Wille gehörte Josef Schepers zu den herausragenden Forschern, deren Arbeiten zur westfälischen Kulturgeschichte, auch über die Region hinaus, Standards gesetzt haben.

Die, wenn man so will, Früchte seines Schaffens repräsentiert das Buch Haus und Hof westfälischer Bauern. Darin beschreibt Schepers die Herausbildung eines für den westfälischen Kulturraum charakteristischen Baustils, der sich über die Jahrhunderte für äußere Einflüsse empfänglich zeigte, ohne jedoch seine Eigenarten dabei einzubüßen.

Prägend waren sowohl fränkische wie auch sächsische Elemente:

Das Gemeinschaftsgefüge, das zu Beginn der Frankenherrschaft bestand, behauptete in der Lebens- und Kulturgeschichte des westfälischen Bauerntums bis in das 19. und 20. Jahrhundert hinein die gestaltende Kraft eines festen Fundaments, über dem ein wetterumtostes Haus öfter umgebaut und erneuert wird. Nach der großen frühgeschichtlichen Rodungsperiode (500-800 n. Chr.) waren die späteren geschichtlichen Siedelgemeinschaften keimhaft vorhanden. Größere Änderungen in der ländlichen Bevölkerung gab es seitdem nicht mehr bis in unser bewegliches Industriezeitalter. So blieben die sächsischen Gemeinschaften wesentlich die Bausteine aller späteren Kulturgemeinschaften. .. Nicht die verhältnismäßig junge politische Gliederung des Sachsenreiches, sondern ein Selbstbewusstsein und Zusammengefügtsein, das in langdauernden Lebensgemeinschaften wuchs und zäh geschaffen wurde, erwies sich als stark im Wandel der nachfolgenden Jahrhunderte.

Das herausragende Stilelement westfälischer Baukultur ist für Schepers das Hallenhaus. Es steht sinnbildlich für westfälische Beharrungs-, aber auch Erneuerungskraft:

Das Wesen des niederdeutschen Hallenhauses ist seine freie hallenhafte Raumweite, geschaffen für ein großgeordnetes Wohnen und Wirtschaften. Das Vervollkommnen und Bewahren dieses Hallenwohnens seit der germanischen Eisenzeit gibt der Hausgeschichte iim niederdeutschen und mittelniederdeutschen Raum stetigen Zusammenhang über zweieinhalb Jahrtausende. Geschichte und Wesen dieses Hauses lassen zugleich Erleben und Wesensart jener Kulturgemeinschaften sichtbar werden, die es wechselnd formten, wandelten und wahrten. Die Forschung nennt das überkommene Bauernhaus unseres Bereiches niederdeutsches Hallenhaus. Genauer müsste es spätmittelalterliches und neuzeitliches Hallenhaus Niederdeutschlands heißen. Die eisenzeitlich bis frühmittelalterlichen Urformen des Hallenhauses kamen in einem viel größeren europäischen Bereich vor. Von ihnen über hochmittelalterliche neiderländisch-niederrheinische geprägte Frühformen bis zu niederdeutschen Hochformen war ein weiter Weg. Bäuerliche Herren und Ackerbürger haben ihn mehr gewiesen als der Bauer selbst.

Weitere Informationen:

Verschwundene bäuerliche Lebenswelten: Ausstellung mit Fotos von Josef Schepers im LWL-Freilichtmuseum Detmold

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