Von Ralf Keuper
Bielefeld, so heisst es zu Beginn der Filmdokumentation, hat mit ostwestfälischer Beharrlichkeit geschafft, war nur wenige Städte hin bekommen haben: den Strukturwandel. Bielefelds Aufstieg zur Industriestadt begann im 19. Jahrhundert mit der Produktion, Verarbeitung und dem Handel mit Textilien, vor allem mit Leinen. Aus dieser Zeit stammt eines der Wahrzeichen der Stadt: Die Ravensberger Spinnerei, im Volksmund auch RaSpi genannt. Die Ravensberger Spinnerei war im 19. Jahrhundert zeitweise die größte ihrer Art in Europa. 

Nach den Spinnereien kamen die Webereien, denen dann die metallverarbeitenden Betriebe folgten. 
Hermann Vogelsang hat den Wandel der Bielefelder Industrie während des 19 Jahrhunderts treffend beschrieben:
Es ist nicht zu übersehen, dass der Entwicklung der Bielefelder Industrie eine innere Logik zugrunde gelegen hat. Anders als etwa im Ruhrgebiet, dessen Industrialisierung vom Bergbau und der Schwerindustrie ausgegangen ist, machte hier die Textilindustrie, auf der Basis des heimischen Leinengewerbes, den Vorreiter im Übergang zum Fabriksystem. Mit den Textilbetrieben entstand zugleich eine erhebliche Nachrage nach Produkten von Zulieferern, und davon profitierten nicht nur die in handwerklichen Formen arbeitenden Bauunternehmen, sondern auch die mechanischen Werkstätten und Gießereien, aus denen wiederum größere Fabriken hervorgingen.

Das Textilgewerbe brachte andererseits große Mengen von Geweben – Leinen, Seide, Plüsch – auf den Markt, so dass eine Weiterverarbeitung am Ort lohnend erscheinen musste. Die Wäschefabrikation erzeugte einen hohen Bedarf an Nähmaschinen, und auch sie wurden in immer größeren Stückzahlen in Bielefelder Unternehmen hergestellt. Dieselben Firmen begannen in den 80er Jahren damit, Fahrräder zu produzieren; es entstand hierfür ein neuer Markt, weil mit dem Fabriksystem die Trennung von Wohnung und Arbeitsstätte erforderlich geworden war und weil wegen der größeren Ausdehnung der Stadt – und anderer Städte – die täglichen Wege weiter wurden. Da öffentliche Verkehrsmittel noch fehlten, bot das Fahrrad gewissen Ersatz. (in: Geschichte der Stadt Bielefeld Band II. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs)
Noch heute ist Bielefeld bzw. Ostwestfalen-Lippe nach der Region Stuttgart der größte Maschinenbau-Standort in Deutschland. 
Erst relativ spät betrat das heute mit Abstand bekannteste Unternehmen Bielefelds die Bühne: Dr. Oetker. Das Unternehmen feiert in diesem Jahr sein 125jähriges Bestehen. 
Namhafte Unternehmen bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg waren Kochs Alder und die Anker Werke.  Gesellschaftlicher Höhepunkt war in Bielefeld das Schützenfest. Seit nunmehr 185 Jahren feiert die Schützengemeinschaft von 1831 auf dem Johannisberg
Weitere Meilensteine der Stadtentwicklung waren die Gründung der Bethelschen Anstalten und – gut hundert Jahre später – die Gründung der Universität Bielefeld. Letztere steht für den Wandel Bielefelds von einer Industrie- zur Dienstleistungsstadt. 
Für Kontoversen sorgte der Bau des Ostwestfalendamms sowie der geplante Abriss der Ravensberger Spinnerei, der durch eine parteiübergreifenden Konsens bzw. Aufstand abgewendet werden konnte – glücklicherweise. 

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