Von Ralf Keuper

Der Beschluss des münsterschen Stadtrats, die Ausrichtung des Katholikentages finanziell nicht zu unterstützen, hat, wie nicht anders zu erwarten, in der Öffentlichkeit und in den Medien ein breites Echo ausgelöst.

Bis auf wenige Ausnahmen, wie die taz, äußert sich die Mehrzahl der Beiträge kritisch zur Entscheidung; so jedenfalls meine Beobachtung.

In den Westfälischen Nachrichten kann Dirk Anger in Reiches Land – armes Münster seine Entrüstung kaum verbergen, und in der Freien Welt sieht sich Peter Winnenmöller gezwungen das Klischee von Schwarz, Münster, Paderborn zu bemühen. Bei aller Kritik an dem “irrationalen Abstimmugsverhalten der linksrotgrünen Ratsmitglieder” bringt er, was die finanzielle Belastung der Stadt angeht, ein gewisses Verständnis für die Entscheidung auf.

Am besten bringt die Diskussion die SZ in Der Geiz von Münster auf den Punkt, wenngleich auch hier das Unverständnis über die Entscheidung überwiegt:

Für die Veranstalter von Katholikentagen wie evangelischen Kirchentagen bedeutet der Beschluss: Sie können sich der einst selbstverständlichen Unterstützung der Kommunen nicht mehr sicher sein. Sie werden immer neu begründen müssen, was sie zum Nutzen der Stadt tun wollen. Die schlechteste Übung ist das nicht. Und vielleicht übernehmen ja künftig die – schuldenfreien – Kirchen einen größeren Anteil an der Finanzierung der Treffen. Und zeigen, was die ihnen wert sind.

Ganz gleich, wie man zu der Entscheidung auch stehen mag: Die Kirchenverantwortlichen werden sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die Katholische und die Evangelische Kirche längst nicht mehr alle Teile der Bevölkerung repräsentieren, und daher keinen Sonderstatus für sich (mehr) beanspruchen können. Beide zusammen repräsentieren Stand 2011 58,8 Prozent der Bevölkerung. Angesichts steigender Austrittszahlen dürfte der Anteil inzwischen niedriger liegen.

Überhaupt genießt die katholische Kirche, was die Förderung durch den Staat bzw. die öffentliche Hand angeht, eine in dieser Form in anderen Ländern weithin unbekannte Sonderbehandlung, weshalb die Stimmen, die eine Abschaffung der Kirchensteuer fordern, nicht verstummen.

So arm, dass sie sich an den Kosten für die Ausrichtung ihrer Großveranstaltungen nicht beteiligen könnte, ist die Katholische Kirche nun wahrlich nicht, wie ein Blick auf ihre Vermögenssituation zeigt.

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