Geschichte verblasst schnell, wenn sie nicht aktiv erinnert wird. Eines dieser vom Vergessen bedrohten Kapitel ist die Geschichte des deutschen Computers und der zugehörigen nationalen Computerindustrie. In Jahren der wirtschaftlichen Globalisierung geriet Schritt um Schritt in Vergessenheit, dass sich damit ein wichtiges und gleichzeitig spannendes Kapitel deutscher Zeit- und Wirtschaftsgeschichte verbindet. Einer der verbliebenen Erinnerungsorte hierfür ist bis heute Paderborn als Sitz der Nixdorf Computer AG und ihrer Nachfolgeunternehmen.
Institutionen wie das Heinz-Nixdorf-MuseumsForum pflegen das ideelle und kulturelle Erbe des deutschen Computerpioniers und seines Unternehmens. Sie erinnern gleichzeitig an die vielen anderen Marken und Unternehmen, die diese Zeit prägten. Einer der anderen großen nationalen Anbieter von Computersystemen war die Kienzle Apparate GmbH Villingen, die nicht nur ein wichtiger Nixdorf-Konkurrent auf dem Markt für Mittlere Datentechnik war, son- dern deren Entwicklung sich seit den 1960er Jahren immer wieder eng mit dem Schicksal Nixdorfs verband. In vielerlei Hinsicht war Kienzle ganz anders als der schillernde Branchenprimus. Während Nixdorf für viele Zeitgenossen eine offensiv auf (internationale) Expansion ausgerichtete und medienorientierte Unternehmensphilosophie verkörperte, tat sich das familiengeführte Unternehmen aus dem Schwarzwald mit dem eigenen Bild in der (Fach-)Öffentlichkeit immer schwer und litt deshalb jahrzehntelang unter dem Image einer traditionsverbundenen, soliden, aber auch leicht angestaubten Firma aus der südwestdeutschen Provinz.
Nichtsdestoweniger steht Kienzle genauso wie Nixdorf stellvertretend für die deutsche Computerbranche, ihren Aufstieg in den 1960er Jahren, ihre Erfolge und Krisen über rund 30 Jahre hinweg und ihr Scheitern in den 1990er Jahren. Die Wurzeln beider Firmen könnten wohl unterschiedlicher nicht sein. …
Quelle: Kienzle versus Nixdorf. Kooperation und Konkurrenz zweier großer deutscher Computerhersteller