Von Ralf Keuper

Matthäus Daniel Pöppelmann, gebürtig aus Herford, gilt als Begründer des Sächsischen Barocks. Sein wohl bekanntestes Werk ist der Zwinger in Dresden. Ohne den Drang August des Starken, die Stellung bzw. den Anspruch seines Kurfüstentums auch in der Architektur sichtbar werden zu lassen, wobei er keine Kosten scheute, wäre Pöppelmann voraussichtlich ein zwar geachteter, aber weithin unbekannter Hofarchitekt geblieben. August der Starke schickte Pöppelmann auf ausgedehnte Studienreisen, um die Baustile anderer Länder kennen zu lernen. Seine Reisen führten ihn nach Rom, Wien und Paris.

Im Jahr 2013 wurde im Buchmuseum der Landesbibliothek in Dresden die Ausstellung Pöppelmann 3D. Bücher – Pläne – Raumwelten ausgerichtet. Pöppelmann hatte die vordringliche Aufgabe, den französischen und römisch-vatikanischen Baustil nachzuahmen:

Um diese Bauaufgaben zeitgemäß und auf europäischem Niveau zu bewältigen, hatte Pöppelmann die päpstlichrömische und die königlich-französische Baukunst nachzuahmen. Beide Architekturstile waren auf eine jeweils ihnen eigentümliche Weise der römischen Antike verpflichtet. In besonderen Fällen wie den Pillnitzer Gartenschlössern (Nr. 65) galt es sogar, fernöstliche Bauweisen zu paraphrasieren. Da das Residenzareal Teil der Festung Dresden war, benötigte Pöppelmann auch Kenntnisse in Festungsbau, während die Brunnenanlagen des Zwingergartens solche in Wassermechanik erforderten. Architekturentwürfe waren mit Hilfe der Perspektivzeichenkunst überzeugend in ihrer Wirkung zu präsentieren. Pöppelmann standen als Informationsquellen die reichen Buch- und Kupferstichbestände der kurfürstlichen Bibliothek ebenso zur Verfügung wie sein im Vergleich dazu bescheidener persönlicher Besitz an Büchern und Druckgrafik zu architektonischen, zeichentechnischen und mechanischen Themen (Quelle: Online-Ausstellungskatalog)

Eine große Inspirationsquelle für Pöppelmann war der päpstliche Architekt Carlo Fontana:

Einen besonderen Bezugspunkt bildete für Pöppelmann die Baukunst des damals berühmten päpstlichen Architekten Carlo Fontana (1638 – 1714). Mit diesem hatte 1694 schon August der Starke, seinerzeit noch sächsischer Kurprinz, während eines Rom-Aufenthaltes Bekanntschaft geschlossen und war dabei in den Bann von dessen Architekturauffassung geraten. Beide erwiesen sich noch über Jahre hinweg gegenseitig ihre Ehrerbietung, was 1699 dazu führte, dass Carlo Fontana in den Grafenstand erhoben wurde. 1710 erhielt Pöppelmann schließlich auf einer über Wien nach Rom führenden Fortbildungsreise Gelegenheit, den ihm bereits aus Büchern bekannten Architekten persönlich kennenzulernen. Eine von Carlo Fontana verfasste Abhandlung in seinem Besitz (Nr. 5) scheint als Geschenk des Autors von dieser Begegnung zu zeugen (ebd.)

Über Pöppelmanns eigenen Architekturstil lesen wir:

Pöppelmanns Talent für kapriziöse, zum Ornamentalen tendierende Architekturschöpfungen manifestiert sich in den Bauten des Dresdner Zwingers, seinem baukünstlerischen Hauptwerk, sowie in dem von ihm dazu veröffentlichten Kupferstichwerk (siehe Nr. 12, 19-20, 29-40). Von seinen erhalten gebliebenen Entwurfszeichnungen vermag dieses Talent wohl kaum ein Blatt besser zum Ausdruck zu bringen als der in der SLUB aufbewahrte Aufrissentwurf für einen Torturm des Zwingergartens (ebd.).

Der Ausstellungskatalog zeigt einen vielseitig begabten, hoch-talentierten Architekten und (auf die damalige Zeit bezogen) Intellektuellen, der sich anderen Kulturen gegenüber ausgesprochen offen zeigte.

Weitere Informationen:

Westfälische Architekten 

Von Rolevinck

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