Von Ralf Keuper
Wie in anderen Regionen auch, hat sich in Nordrhein-Westfalen während der letzten Jahre eine lebhafte Szene, ein dynamisches Ökosystem junger Unternehmen gebildet, die als Startup antreten, der Wirtschaft neue Impulse zu verleihen. Vor allem die Startups aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) verleihen der Ökonomie neuen Schwung. 
In Deutschland hat sich Berlin als wichtigster Standort für Startups entwickelt, wofür neben der lebhaften kreativen Szene und den vergleichsweise günstigen Lebenshaltungskosten auch der große Anteil ausländischer Investitionen in der Bundeshauptstadt verantwortlich ist. 
Neben Berlin haben sich in Deutschland weitere wichtige Startup-Ökosysteme gebildet, wie in München, Hamburg und Köln, wie die Studie Venture Capital für IKT-Startups  in Nordrhein-Westfalen (NRW) – Zahlen, Fakten, Bedeutung zeigt. 
Köln verfügt in NRW über die beste Mischung aus kreativer Szene, Investoren und aufstrebenden Talenten. Weitere wichtige ITK-Startup-Hochburgen in NRW sind Bonn, Düsseldorf, Aachen, Dortmund, Neuss, Mettingen, Münster, Bochum und Mühlheim. Als einziger Standort aus der Reihe überrascht, mich jedenfalls, Mettingen. 
Verglichen mit den westfälischen Standorten, vielleicht mit Ausnahme von Dortmund, spielen die rheinischen in einer anderen, höheren Liga. Das Verhältnis, was die Verteilung der Anzahl von Investoren und ITK-Startups betrifft,  ist in etwa 1 : 5. 
Neben Dortmund und Bochum haben in Westfalen auch Münster und Paderborn als Standorte von ITK-Startups Gewicht. 
Interessant ist auch, dass die direkte räumliche Nähe zwischen Investor und Startup in NRW eine große Rolle spielt. Mehr als zwei Drittel der VC-Deals in NRW finden in einem Umkreis von 50 km statt.
Auch wenn die Zahlen die Schlussfolgerung nahe legen könnten, braucht sich Westfalen als ITK-Standort nicht zu verstecken. Dortmund, Paderborn und inzwischen auch Münster zählen zu den führenden Software- und IT-Standorten in Deutschland. Jedoch mangelt es den Städten einer den anderen Zentren wie Berlin, Hamburg, München und Köln vergleichbaren Anziehungskraft bzw. an einer ausreichenden Zahl von Investoren. An einem Mangel an Talenten kann es nicht liegen. 
Neben Dortmund hätte Münster als Standort großer Versicherungen wie der Provinzial und LVM wie auch der Finanz Informatik und GAD eigentlich gute Voraussetzungen, um sich gegenüber den anderen Regionen im Bereich der Financial Technologies (FinTech) zu profilieren. Die auf Banken spezialisierte Unternehmensberatung zeb könnte ein Inkubator-Programm für FinTech-Startups auflegen.
In Paderborn, wie überhaupt in Ostwestfalen-Lippe, dagegen scheint sich die Entwicklung in Richtung Embedded Software/Industrial-IT und Robotik zu vollziehen. Auf der letzten CeBIT konnte man Claas und sein Modell des Farming 4.0 anschauen. Die Embedded Software wird an Bedeutung für die Softwareentwicklung noch deutlich gewinnen. Insofern sieht es in Sachen IKT in Westfalen dann doch wieder ganz gut aus.

Weitere Informationen:

Softwareindustrie in Westfalen

Geschichte der Datenverarbeitung und Informatik in Westfalen – ein kurzer Überblick

Westfälische Informatiker

Klemmen-Valley Ostwestfalen-Lippe

Startup-Wegweiser NRW – Gesonderter Blick auf Westfalen

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