Von Ralf Keuper
Eine weitere Folge aus der Serie “Was ist Westfalen?” , diesmal mit Augustin Wibbelt.

In den gut siebzig Jahren, die meine lebendige Erinnerung umfasst, hat sich sehr viel geändert im äußeren Ansehen der Heimat, in den Sitten und Gewohnheiten der Bewohner, in der Lebens- und Arbeitsweise, auch in den Anschauungen, in dem herrschenden Geiste und, wie ich meine, sogar in dem Charakter der Leute, obwohl man das Westfalenland und besonders das Münsterland als konservativ zu bezeichnen pflegt und sagt, dass sich anderswo der Wechsel der Zeit noch schneller und eingreifender vollzogen hat, und ich bin nicht willens, als einseitiger Lobredner der “guten alten Zeit” aufzutreten. Vielmehr erkenne ich gerne an, dass manches besser geworden ist; aber ich meine, es sei noch mehr vom Guten und Schönen verschwunden. Mir kommt es vor, als sei das “Deftige”, das schlicht Solide und Geruhsame, einer zu unrastigen Betriebsamkeit gewichen, als habe die fromme Einfalt und Gutmütigkeit Schaden gelitten, als sei auch die innere Verbundenheit und die Liebe zu den getreuen Haustieren durch den Geist des Merkantilismus bedenklich geschwächt worden, als sei die bäuerliche Arbeit durch starke Mechanisierung großtenteils entseelt worden, als hätte sich die Maschine viel zu sehr zwischen den Bauer und die Natur gedrängt, und haben begonnen, den naturnahen Stand langsam der Natur zu entfremden (in: Meine Heimat, aus: Typisch Westfälisch, hrsg. von Rainer Schepper)

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