Von Ralf Keuper
Eine weitere Folge aus der Serie “Was ist Westfalen?”, heute mit Tönne Vormann, entnommen seinem Text Die Eigenart des Westfalen.

Ein namhafter Politiker der Reichsgründungszeit hat einmal das Westfalenland einen Mikrokosmos Deutschlands genannt – ich jedoch möchte mehr vom Münsterland als einem solchen von Westfalen sprechen; weil die bäuerliche, nahrungsträchtige Ebene meiner Heimat für Westfalen das eigentliche “Lebensleit” war. Hinzu kommt die fliegende und laufende Beseelung der Natur an vielfältigem wilden Getier mit seiner Bekämpfung und Bejagung von alten Zeiten her; mit dem Schutz der von Dornen verbrämten Wallhecke gegen Wolf und Wildschwein. Hier wuchs das Gespür des Westfalen wie der Instinkt des naturverbundenen Tieres; das ganz einfach mit seiner Formwerdung gewachsen und in jedem Menschen meines Heimatlandes mit der Geburt wieder geweckt wird. 

Der Westfale aus der Eichenwiege und vom offenen Herdfeurer hinter Wallhecken kennt aus seiner starken Stille heraus nicht den schlagenden Witz des wandelfrohen Rheinländers; sein Lachen kommt von der gemut erzählten Mitteilung des Mutterlandes, vom “Döneken” her; die nie direkt, sondern zwischen den Geschehnissen aus einer synthetischen Weisheit heraus humorvoll leuchtet – wie der anhaltende Brand aus den knorrigen Knuben der Wallhecke auf dem Herdfeuer (in: Westfalen unter sich über sich, hrsg. von Rainer Schepper)


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