Von Ralf Keuper

In Zeiten globaler Märkte, auf denen häufig nur noch der Preis entscheidet, besinnen sich viele Unternehmer auf das Erbe der Manufaktur und übertragen es auf die heutige Zeit. Da sich die Kaufentscheidung der Kunden, zumindest nicht in erster Linie, am Preis orientiert, stehen bei Manufakturen andere “Werte” wie Tradition, Wertbeständigkeit und Individualität bzw. Exklusivität im Vordergrund.

Nicht von ungefähr haben daher vor etwa zwei Jahren einige Unternehmen das Gütesiegel Handmade in Germany aus der Taufe gehoben.

Westfalen mit seiner großen Anzahl von Markenherstellern und hohen Handwerkskunst ist für diese Philosophie besonders geeignet.

Ein Beispiel von vielen ist die Schmuckmanufaktur Niessing aus Vreden, die für ihr Design u.a. mit dem “Roten Punkt”  ausgezeichnet wurde.

Mit dem Slogan Handarbeit, made in Germany und der Aussage, führende Manufaktur für puristische Sportwagen zu sein, wirbt Wiesmann aus Dülmen. Im Vergleich dazu wirtschaftlich nicht so erfolgreich, vom Ansatz aber nicht weniger anspruchsvoll ist bzw. war die Sportwagenmanufaktur Artega in Delbrück .

In der Fahrradherstellung hat sich westerheide aus Bielefeld, einer der ältesten aktiven Fahrradhersteller Deutschlands, ganz dem Manufaktur-Gedanken verschrieben und damit großen Erfolg.

Bereits im Jahr 1792 gründete der Rietberger Hofmaler Philipp Ferdinand Ludwig Bartscher seine Meublenfabricke , “mit deren qualitätsvollen Möbeln er Adel, Klerus und gehobenes Bürgertum in ganz Westfalen belieferte. Im Laufe der Jahre konnten  51 Möbelstücke dieser Werkstatt zugeschrieben werden.”

Ein Bekenntnis zur Manufaktur-Philosophie legt der Hersteller hochwertiger Bibliotheken, Paschen in Wadersloh im Kreis Warendorf auf seiner Homepage ab.

Nur wenige andere Handwerkszweige sind dem Druck der Discounter so ausgesetzt wie Bäckereien und Konditoreien. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass Bäckereien und Konditoreiren auf Dauer nur durch Qualität – bei vertretbaren Preisen – bestehen können. Ein Gedanke, der bei den Confiserien seit einiger Zeit mit Erfolg praktiziert wird. So wie bei Drei Meister aus Werl, der Confiserie Imping in Vreden oder Peters in Lippstadt.

Als einer der ersten in Deutschland die Renaissance der Manufaktur erkannt, hat Thomas Hoof als er 1988 die Manufactum Hoof & Partner KG in Waltrop gründete. Die Firmenphilosophie bringt der Spruch „Es gibt sie noch, die guten Dinge“  auf den Punkt. Damit kann Manufactum mit Fug und Recht als Pionier des Manufaktur-Gedankens im deutschen Handel bezeichnet werden.

Einer seiner ehemaligen Mitarbeiter, Uli Burchardt, hat die Unternehmensphilosophie in seinem Buch Ausgegeizt! Wertvoll ist besser – Das Manufactum-Prinzip  der breiten Öffentlichkeit näher gebracht.

Wer das Buch gelesen hat, stellt fest, dass es dem Autor weniger um die Erfolgsgeschichte eines einzelnen Unternehmens, als vielmehr um den Wandel der Gesellschaft weg von der “Geiz ist Geil” – Mentalität hin zu einem bewussteren Umgang mit Konsumgütern und der Natur geht. Gedanken, denen ich nicht nur in Westfalen eine weitere Verbreitung wünsche.

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