Die Ortsnamenkunde streift als grenzüberschreitendes Forschungsgebiet verschiedene wissenschaftliche Disziplinen wie die Lokal- und Regionalgeschichte, die Siedlungsgeschichte und Archäologie, die historische Geographie und Kulturgeschichte, sogar die Rechts-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Vor allen Dingen aber stellt sie ihre Forschungen auf ein sprachwissenschaftliches Fundament, das u. a. Kategorien wie die Etymologie, die Grammatik und die Semantik umfasst, die für die Ortsnamenforschung unerlässlich sind. Denn Ortsnamen sind Stellenbezeichnungen von teilweise sehr hohem Alter, die als historische Quellen mithin Aufschluss über sehr frühe Besiedlungsvorgänge und all ihre Facetten geben. Zudem bergen sie sprachliches Material, das in vielen Fallen nicht mehr selbständig überliefert und darum geeignet ist, Lücken im historischen Wortschatz des
Deutschen zu schließen …

Dass eine umfassende Untersuchung der westfälischen Ortsnamen bislang Desiderat geblieben ist, hängt in hohem Maße mit der westfälischen Streusiedlungsstruktur zusammen. Die Menge des Namenmaterials hat einzelne Forscher, die sich der Aufgabe einer Aufarbeitung der westfälischen Siedlungsnamen stellen wollten, an einer Bewältigung ihres Vorhabens gehindert. So stellte der Germanist Heinrich Schneider 1936 im Vorwort zu seinem Buch „Die Ortschaften der Provinz Westfalen bis zum Jahre 1300“, einer Namen- und Belegsammlung ohne Deutungen, fest, „wie schwierig und vor allen Dingen zeitraubend es ist, ein solches Werk zu machen. [… ] Die Arbeit [… ] bis zur Gegenwart durchzuführen, dazu dürfte augenblicklich wohl niemand imstande sein, selbst wenn er sein Leben lang daran arbeiten würde.“

Im Rahmen des Projekts „Ortsnamen zwischen Rhein und Elbe – Onomastik im europäischen Raum“ werden bis zum Jahr 2029 sa¨sämtliche westfälische und niedersächsische Ortsnamen und mithin nahezu das gesamte niederdeutsche Siedlungsnamenkorpus, das sich auf eine Gesamtzahl von schätzungsweise 30 000 Namen belaufen wird, erforscht und sukzessive, d. h. kreisweise publiziert.

Die Reihe des Westfälischen Ortsnamenbuchs wird in 19 Bänden die Untersuchungen
zu den Ortsnamen der 18 Landkreise und neun Kreisfreien Städte veröffentlichen. …

Quelle: „Ortsnamen-Nester“ Gruppen von parallelen Ortsnamenbildungen in Westfalen

Das WOB umfasst 20 Bände und ist abgeschlossen. Übersichtskarte: Untersuchungsgebiet

Von Rolevinck

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