Von Ralf Keuper

Die Westfalen-Initiative ist einmal mehr zu “ganz überraschenden Erkenntnissen” gelangt, wie Westfalen heute berichtet. Bei diesen scheinbar neuen Einsichten handelt es sich in erster Linie um die Wirtschaftskraft Westfalens, gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Wäre Westfalen ein eigener Staat, so käme das Land auf Platz 30 der weltweiten Rangliste der Nationen.

Mit dem Bruttoinlandsprodukt argumentiert die Westfalen-Initiative immer wieder. Der Vergleich ist daher nicht neu. Der Haken an der Sache ist nur: Würden jetzt auch alle anderen Regionen in der Welt diesem Beispiel folgen, d.h. sich als eigenständiger Staat verstehen, dann würde Westfalen etliche Plätze zurückfallen. Der Aussagegehalt ist daher marginal. Netter Versuch, der aber auch dadurch nicht an Plausibilität und Originalität gewinnt, dass man ihn in verschiedenen Variationen wiederholt.

Etwas anders verhält es sich mit dem Stellenwert der westfälischen Hochschulen. Das ist in der Tat ein Aspekt, der noch allzu häufig und zu gern übersehen wird. Dabei hat die Region mit der FernUni Hagen die, gemessen an den Studentenzahlen, größte Universität Deutschlands und mit der Uni Witten/Herdecke die erste Privatuni Deutschlands. Daneben verfügt die Region mit der Uni Münster und der RuhrUni Bochum über zwei der größten und renommiertesten Universitäten Deutschlands. Und in Bielefeld entsteht in den nächsten Jahren mit einem Investitionsvolumen von über 1 Mrd. Euro einer der modernsten Hochschulstandorte Europas.

Dass 9 der 50 umsatzstärksten Familienunternehmen in Deutschland aus Westfalen, und hier vornehmlich aus Ostwestfalen-Lippe stammen, wie die Westfalen-Initiative feststellt, ist ebenfalls eine Erwähnung wert.

Hervorzuheben ist aber auch der hohe Stellenwert und die geschichtliche Bedeutung der Datenverarbeitung und Informatik in Westfalen, die immer wieder gerne, auch von der Westfalen-Initiative, übersehen wird. Gleiches gilt für das Klemmen-Valley Ostwestfalen-Lippe und die Lichtfabrik Südwestfalen. Daneben ist Westfalen noch eine Hochburg des (Industrie-) Design. Und nicht zu vergessen: Das Möbelland Westfalen. Vor allem aber auch: Die TheaterMuseums- und Musiklandschaft in Westfalen. Und noch vieles mehr, wie die Tatsache, dass Westfalen die meisten Schlösser und Burgen in Europa hat.

Statt uns also vorwiegend mit Statistiken und Rankings zu beglücken, täte die Westfalen-Initiative besser daran, thematische Schwerpunkte zu setzen und die Stärken in Erzählungen und Bilder zu packen. Dafür gibt es mittlerweile genügend innovative Medienformate.

Warten wir also auf die nächsten “überraschenden Erkenntnisse” aus Münster.

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