Von Ralf Keuper

Die Beziehung Westfalens zum Pferd ist eine besonders innige. Nicht von ungefähr enthält das Wappen Westfalens als einziges und markantes Symbol ein Pferd mit erhobenem Schweif; in der Heraldik Sachsenross genannt. Das Pferd war als Fortbewegungsmittel, zu Kriegszwecken und für die Arbeit auf dem Feld von unschätzbarem Wert. Die Beziehung zwischen Pferd und Reiter bzw. Halter war daher häufig sehr eng.

Der Legende nach soll Karl der Große dem Sachsenherzog Widukind, nachdem letzterer zum Christentum übergetreten war, ein weißes Pferd geschenkt haben, das seitdem Wappentier Westfalens ist. Weiterhin kursieren Geschichten von Widukind und seinem Pferd Fulgur (lateinisch für Blitz).

Der Sage nach sollen die Sattelmeyer-Höfe im Ravensberger Land zwischen Minden und Herford auf die Zeit Widukinds zurückgehen. Noch bis ins 20. Jahrhundert war in der Region eine bestimmte Begräbniszeremonie verbreitet:

Die Begräbniszeremonie eines Sattelmeyers geschieht dann, wenn es ein Hofbesitzer zum Anlaß seines Todes wünscht. Dann wird ein Sattelpferd hinter dem Sarg geführt nach der alten Ordnung: >Erst hinter dem Sarge das Ross, erst hinter dem Pferde der Tross!< (Quelle: Die Sattelmeyer in Enger, Weitere Informationen auf Wikipedia)

Heute hat das Pferd im Sport eine (neue) Heimat gefunden. Keine andere Stadt Westfalens ist so mit dem Pferdesport verbunden wie Warendorf – auch die Stadt des Pferdes genannt. In den Mauern der Stadt residiert u.a. das weit über die Grenzen der Region hinaus bekannte Landgestüt. Ebenfalls in Warendorf angesiedelt sind die Deutsche Reiterliche Vereinigung und das Deutsche Olympiade-Komitee für die Reiterei.

Alljährlich locken die Hengstparaden tausende Zuschauer in die Stadt. In Warendorf lebt auch der nach wie vor erfolgreichste Springreiter aller Zeiten, Hans-Günter Winkler. Mit seinem Pferd Halla, einer Hessenstute, wurde er zur Legende.

Im Dressurreiten beherrsche Rainer Klimke aus Münster für lange Zeit die Szene.

Im münsterländischen Dülmen findet alljährlich im Merfelder Bruch der Wildpferdefang statt. Das Dülmener Pferd wird auch als Dülmener Wildpferd bezeichnet. Von der “Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen” wurde es zur “Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2014” erklärt.

Für die Zuchtselektion im Pferdesport ist das Westfälische Pferdestammbuch zuständig, dessen Aushängeschild das Westfälische Pferdezentrum in Münster-Handorf ist.

Die Freunde des Haflinger Pferdes in Westfalen haben sich u.a. im Westfälischen Haflingerverein zusammengeschlossen.

Aus Westfalen stammt auch die älteste Pferderasse Deutschlands – Die Senner.

Im Allwetterzoo Münster ist das Westfälische Pferdemuseum untergebracht. Hier kann man sich über die Geschichte des Pferdes auf umfassende und in dieser Form wohl einmalige Art und Weise informieren.

Weitere Informationen:

Das Sachsenross im Wappen der Welfen: Das lange Leben einer Legende

Gründung des Hannoveraner Pferdezuchtvereins Münsterland in Dülmen

Pferdesport in Westfalen

Stephan Borgmann aus Ostbevern. Einer der erfolgreichsten Pferdezüchter der Welt

2 Gedanken zu „Westfalen – Land des Pferdes“
  1. […] Eine zielgerichtete Pferdezucht in Westfalen setzte erst mit der Errichtung des königlich-preußischen Landgestüts in Warendorf im Jahr 1826 ein. Zwar züchtete man auch schon vorher in Westfalen und im Münsterland Pferde, doch handelte es sich dabei mehr um eine “Nachzucht aufs Geratewohl”, oder ein “wahnsinniges Gemisch”, wie es ein Pferdekenner im Jahr 1786 ausdrückte. “Die westfälischen Pferde waren damals hauptsächlich untersetzte, robuste Tiere, die reichlich gefüttert wurden, damit sie die belastende Ackerarbeit gut meistern konnten. Zudem eigneten sie sich als ausdauernde Post- und Kutschpferde. Zum Reiten waren sie allerdings weniger gut zu gebrauchen. Um in dieser Hinsicht die Pferdezucht in seinen Landen zu verbessern, kaufte etwas der münsterische Fürstbischof schon 1767 holsteinische und dänische Pferde an. Auch im Tecklenburger Land, das als kleines westfälisches Territorium bereits sei 1707 unter preußischer Herrschaft stand, versuchte die königliche Regierung, die Pferdezucht nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-63), der die Bevölkerung zahlreiche Pferde gekostet hatte, durch zugelassene Beschäler zu fördern. In kleinen Dorf Lienen am Teutoburger Wald gab es im Jahr 1772 33 solcher Hengste. Als Tecklenburger Körmeister wurde von der preußischen Regierung der Amtmann Perizonnius aus Thuine im Emsland eingestellt. Dieser hielt am 2. Mai 1775 in Lengerich eine Körung ab.  … Erst mit der Gründung der preußischen Provinz Westfalen im Jahr 1815, .. , konnte ein neues Kapitel in der hiesigen Pferdezucht aufgeschlagen werden. Die preußische Regierung hatte allerdings ein ganz bestimmtes Zuchtinteresse, denn es wurden schnelle Reitpferde für das Militär benötigt. Deshalb importierte man 1826 Hengste und Stuten aus den preußischen Ostprovinzen nach Westfalen, mit denen das Landgestüt eingerichtet werden konnte”.[1]Zentrum des Pferdelandes. Die Anfänge der westfälischen Pferdezucht, in: draußen! Das Straßenmagazin für Münster und Umgebung, gesponsert von Diana und Mark Lütke Schürmann, Provinzial Lütke … Continue reading[2]Vgl. dazu: Westfalens Pferdezucht im 19. Jahrhundert[3]Westfalen – Land des Pferdes. […]

  2. […] Der Legende nach soll Karl der Große dem Sachsenherzog Widukind, nachdem letzterer zum Christentum übergetreten war, ein weißes Pferd geschenkt haben, das seitdem Wappentier Westfalens ist. Weiterhin kursieren Geschichten von Widukind und seinem Pferd Fulgur (lateinisch für Blitz)[2]Westfalen – Land des Pferdes. […]

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