Die Westfalenmetropole Münster ging nicht nur durch die Wiedertäufer (1533/34), den Westfälischen Frieden (1648), die Auffindung der lange Zeit verschollenen Melodie des von Walther von der Vogelweide verfassten Palästinaliedes (1910), den aus Münster stammenden Reichskanzler Heinrich Brüning, den Bischof und späteren Kardinal Clemens August Graf von Galen, den ‚Löwen von Münster’, sowie durch die Uraufführung der Lukaspassion von Krzysztof Penderecki im St.-Paulus-Dom (1966) in die Annalen der Geschichte ein, sondern: „Die Zentren nordeuropäischer Orgelkunst lagen seit dem 16. und 17. Jahrhundert in Hamburg, Westfalen und den Niederlanden.“ Dieses Faktum ist, soweit es Münster betrifft, heutzutage nur noch schwer fassbar, da seine Zeugen — also die historischen Orgeln jener Epoche — durch die Einwirkungen des Zweiten Weltkrieges bis auf verschwindend geringe Rudimente vernichtet worden sind. Doch schon etwa ein Jahrhundert zuvor war damit begonnen worden, diese Zeugen zu beseitigen oder sie der Bedeutungslosigkeit anheimfallen zu lassen, was das Umsetzen der 1755 von Johann Patroclus Möller erbauten Orgel für den St.-Paulus-Dom in Münster von der Westempore in den neu geschaffenen Stephanuschor über dem Kapitelhaus 1862 unter Beweis stellt. Dabei ging das wohl bedeutendste spätbarocke Orgelgehäuse samt Prospekt in Westfalen verloren.

Quelle: Orgelbau in Münster und Westfalen. Ein geschichtlicher Überblick unter Berücksichtigung der wechselseitigen Einflüsse benachbarter Regionen

Von Rolevinck

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