Von Ralf Keuper

Das 1844 im heutigen Bad Oeynhausen gegründete Eisenwerk Weserhütte erlebte während des zweiten Weltkriegs als Rüstungshersteller seine erste große Blüte. In der Nachkriegszeit machte das Unternehmen als einer der führenden Hersteller von Baggern von sich reden.

In den 1950er Jahren beschäftige das Unternehmen über 2.000 Mitarbeiter. Der Niedergang des Unternehmens setzte in den 1970er Jahren ein. Im Jahr 1980 ging die Weserhütte in die neu firmierte PHB Weserhütte AG auf. Hauptsitz des Unternehmens war fortan Köln. Im Jahr 1987 ging die PHB Weserhütte in Konkurs. Einige Monate vorher wurde der langjährige PHB-Chef Peter Jungen von Otto Wolff in die Wüste geschickt. Den Aufsichtsratsvorsitz bei PHB übernahm der neue Chef des Otto-Wolff-Konzerns, Arend Oetker, Schwiegersohn von Otto Wolff von Amerongen. Neuer Vorstandssprecher wurde Heinz Berthold, der Ende November 1987 zusammen mit seinen Vorstandskollegen beim Amtsgericht Köln PHB Weserhütte zum gerichtlichen Vergleich anmeldete. Spätestens seit 1984 war Otto Wolff von Amerongen Mehrheitseigner der PHB Weserhütte AG. Zu der Zeit wurde die PHB Weserhütte noch als Perle des deutschen Maschinenbaus gehandelt.

Über die Ursachen für den Niedergang der PHB Weserhütte schrieb das manager magazin in der Ausgabe 10/1987 (“Konzern ohne Zukunft”):

Für die am Lebensnerv rührenden Verluste bei PHB gibt es in den Augen von Otto Wolff nur einen Schuldigen: seinen ehemaligen Zögling Peter Jungen, der zunächst bei der Weserhütte und später bei PHB zwölf Jahre lang erfolgreich tätig war. Jungen, so Wolff und Oetker unisono, sei verantwortlich, weil das Controlling und die Auslandstöchter – zwei Drittel der PHB-Verluste waren in Frankreich und Österreich entstanden, in sein Ressort fielen. .. Das PHB-Desaster ist wohl eher auf die unverdaute Fusion zwischen der Otto-Wolffschen Weserhütte und der damaligen Arbed-Tochter PHB im Jahre 1980 zurückzuführen. Auch nach der Ehe existierten bis zum Schluss drei Fertigungsstandorte in Köln (Hafen), Oeynhausen (Tagebau) und Rohrbach (Hafen und Lagerplätze) – quasi Unternehmen im Unternehmen. Die Standortleiter, Vorstandsmitglieder mit voller Ergebnisverantwortung, eigenen kompletten Verwaltungen, untereinander nicht kompatiblen Rechnungswesen und überdimensionierter Fertigung kümmerten sich nur um den eigenen Beritt. Eine zentrale Projektsteuerung, Programmentwicklung und Fertigungstechnik fehlten, weil sich im Vorstand drei eifersüchtige Ingenieure gegenseitig blockierten. Wolff-Schützling Jungen, der PHB immerhin zu einem international führenden Anlagenspezialisten für das Handling von Massenschüttgütern aufgebaut hatte, konnte den Widerstand der Regionalfürsten nicht brechen. Zwar fuhr er die Fertigungskapazität seit der Fusion um mehr als die Hälfte herunter und funktionierte Köln zu einem Engineering-Standort um, doch das reichte angesichts des verfallenden Marktes nicht. Als PHB dann wie alle anderen Anlagenbauer durch Auftragsverschiebungen in ein riesiges Umsatzloch fiel, türmten sich die Verluste. …

Zu allem Unglück kämpft PHB derzeit mit einer verheerenden Beschäftigungslage, der Auftragseingang hat sich mehr als halbiert. Obendrein belasten der seit zwei Jahren betriebene Ausstieg aus den Seilbaggern und die jetzt durchgedrückte Schließung des Fertigungsstandorts Oeynhausen die Kostenrechnung. Fehlende Deckungsbeiträge, fällige Sozialpläne und happige Bestandsabwertung addierten sich in diesem Jahr nach Ansicht von PHB-Insidern auf 80 Millionen Mark, mit weiteren 60 Millionen rechnen sie für 1988.

Später verschwand auch der Otto Wolff – Konzern von der Bildfläche.

Heute erinnert nur noch wenig in Bad Oeynhausen an das Maschinenbauunternehmen. Auf dem Gelände des Unternehmens steht heute das Einkaufszentrum Werre Park.

In den letzten Jahren sind einige Bücher über die Weserhütte veröffentlicht worden, darunter Weserhütte Bagger und Die Weserhütte. Aufstieg und Niedergang eines Unternehmens. Zum 125jährigen Bestehen erschien das Buch 125 Jahre Weserhütte. Portrait in Wort und Bild.

In dem Lokal Weserhütte in Bad Oeynhausen kann man sich zahlreiche Fotos aus der Geschichte der Weserhütte anschauen, die dort als Dauerleihgabe an den Wänden hängen, wie der Beitrag Bilder, Bagger, Erinnerungen zu berichten weiss.

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