Das Kloster Herzebrock ist die älteste geistliche Stiftung für Frauen im Bistum Osnabrück. Nachdem es im 9. Jahrhundert als Kanonissenstift gegründet worden war, folgte man seit 1208 in Herzebrock bis zur Aufhebung des Klosters ununterbrochen der Benediktsregel, eine in der Germania Sacra relativ selten zu beobachtende Tatsache, denn viele ehemalige Kanonissenkongregationen wurden zwar in Augustinerinnen- oder Benediktinerinnenklöster umgewandelt, fanden jedoch meist rasch wieder zu den stiftischen Lebensformen zurück. Andere früh gegründete Kanonissenstifte blieben dem kanonischen Leben treu, während viele alte Benediktinerinnenkonvenre dem monastischen Ideal entsagten und sich spätestens in der Reformationszeit in freiweltliche Damenstifte umwandelten. Im Gegensatz dazu entfaltete der Herzebrocker Konvent gerade in der Zeit des Verfalls der monastischen Ideale eine reformerische Kraft, die im 15. Jahrhundert auf die wenigen verbliebenen Ordenshäuser in Nordwestdeutschland ausstrahlte. Das beharrliche Festhalten an der monastischen Lebensform wird neben religiösen Gründen eine weitere Ursache in den politischen und konfessionellen Gegensätzen zwischen dem landständischen Kloster und seinem zunächst lutherischen, später reformierten Landesherrn haben.
Quelle / Link: Das Kanonissenstift und Benediktinerkloster Herzebrock