Von Ralf Keuper

In den Jahren 1756 und 1767 wurde der Raum Paderborn von zwei größeren Erdbeben heimgesucht. Davon berichten Hans Jürgen Rade und Gerhard Müller in der Herbst-Ausgabe der Heimatzeitschrift die warte.

Das Beben im Jahr 1756 zählte mit einer Stärke von schätzungsweise 6,4 auf der Richterskala zu den stärksten, die in historischer Zeit aus Deutschland überliefert wurden. Das Epizentrum soll der Raum Köln-Aachen-Düren-Münstereifel gewesen sein. Seine Wirkung reichte bis nach Gehrden:

Für den 18. Februar 1756 verzeichnet das Kirchenbuch von Gehrden ein erstes schreckliches Erdbeben, das nicht nur in der Pfarrei, sondern im gesamten Hochstift und in den angrenzenden Territorien zu spüren war. Hatte dieses Beben auch keine schweren Schäden hervorgerufen, war es dennoch als Vorbote des Siebenjährigen Krieges verstanden, der das Hochstift und weite Teile Westfalens ab 1756 verwüstete und Land und Leute auslaugte (Quelle: Reaktionen auf die Erdbeben von 1756 und 1767 im Hochstift Paderborn und in den angrenzenden Ländern).

Am 19. Januar 1767 ereignete sich ein weiteres schweres Erdbeben, von dem die Städte Paderborn, Rietberg, Lippstadt und Detmold betroffen waren.

Als einzigen Schaden vermeldet Theodor Malberg, dass die Paderborner Domdechanei, die heutige Stadtbibliothek, auf der Paderinsel, unterhalb des Domes gelegen, einige Risse bekommen habe (ebd.).

Weitere Beschreibungen der Ereignisse sowie Informationen zu anderen Erdbeben in der Region liefert Rainer Springhorn in Historische Erdbeben seit dem Jahre 1612 am Teutoburger Wald Nordrhein-Westfalen/ Niedersachsen .

Ein Bewertung der Ereignisse sowie der Gefährdung Westfalens durch Erdbeben in unseren Tagen, nimmt Gerhard Müller vor:

Das östliche Westfalen gehört geologisch-tektonisch insgesamt zu den verhältnismäßig stabilen Regionen Europas. Von Menschen wahrgenommene Erdbeben sind relativ selten. Wie historisch belegte Ereignisse jedoch zeigen, können auch in der Region zwischen Hessischer Senke, Teutoburger Wald und Leinegraben tektonische Ausgleichsbewegungen in Form von Erdbeben ablaufen und Schäden verursachen. Diese Bewegungen zeigen, dass die Erdkruste hier keineswegs zur Ruhe gekommen ist. Zahlreiche Bruchlinien gliedern diesen Raum in ein Mosaik kleinerer und größerer Schollen. Im Teutoburger Wald ist die sogenannte “Osning-Überschiebung” ein ein gutes Beispiel für Einengungs- und Pressungsvorgänge, während an den Eggegräben sowie am Meinberger und Falkenhagener Grabensystem Zerrungs- und Senkungsvorgänge ablaufen. Kontrovers wird diskutiert, welchen Einfluss die Auflösung von Salzlagerstätten im Untergrund auf die Verursachung von Erdbeben in der hier angesprochenen Region hat.

Auch in der Umgebung Paderborns werden Erdbeben vom Geologischen Dienst und der Erdbebenstation Bensberg registriert. In den zurückliegenden Jahren gab es kleinere Erdbeben bei Rietberg (2,2 auf der Richterskala), östlich von Hövelhof (2,2 auf der Richterskala), bei Salzkotten (Stärke 2,0) und östlich von Paderborn bei Braunsohle in der Nähe von Dahl (Stärke 1,5). …

Insgesamt kann das östliche Westfalen als erdbebenarm eingestuft werden. Im zurückliegenden Jahrtausend gab es nur selten Erdbeben. Wegen der geologisch-tektonischen Strukturen im Umfeld des Eggegebirges und des südlichen Teutoburger Waldes können sich jedoch auch künftig deutlich spürbare Erdstöße in dieser Region ereignen. (Quelle: Die Erdbeben von 1756 und 1767 aus Sicht der Geowissenschaften).

Weitere Informationen:

Osning-Sandstein und Gault-Sandstein (Unterkreide) aus dem Teutoburger Wald und dem Eggegebirge und ihre Verwendung als Naturbaustein

Zur Tektonik zwischen Osning und Egge-Gebirge

Geologie Teutoburger Wald

Historische Erdbeben seit dem Jahre 1612 am Teutoburger Wald Nordrhein-Westfalen I Niedersachsen

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