Von Ralf Keuper

Vor wenigen Tagen konnte Florentine Mütherich bei voller geistiger Frische ihren 100. Geburtstag feiern (Hinweis: Mütherich verstarb im Juni desselben Jahres). Der Kunsthistoriker Willibald Sauerländer, selbst bereits über 90 Jahre alt, würdigte das Lebenswerk der “unbeirrbaren Kunsthistorikerin” in der SZ vom 26. Januar 2015 in dem Beitrag Hüterin der Miniaturen.

Ihr besonderes Interesse galt den Karolingischen Miniaturen.

Sauerländer schreibt dazu:

Der “Deutsche Verein für Kunstwissenschaft” hatte diese Aufgabe (gemeint: Die Publikation der Karolingischen Miniaturen) dem in Weimar lehrenden Kunsthistoriker Wilhelm Köhler anvertraut. Köhler emigrierte 1932/33 nach Harvard. Bis dahin war von dem Opus nur ein einziger Band erschienen, Mütherich versprach Köhler die Vollendung seines Projektes. Mit einer niemals wankenden Beharrlichkeit hat sie über Jahrzehnte hinweg dieses Versprechen eingelöst. … Schule für Schule hat sie die karolingische Buchmalerei nacheinander abgearbeitet. Der erste von ihr betreute Band erschien 1971, der letzte, der nur noch Nachträge enthält, 2013.

Mütherich, so Sauerländer, sei jedoch nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine moralische Instanz. So habe sie in den 1940er Jahren den Werbungsversuchen ihres Lehrers Wilhelm Pinder, die Kunstgeschichte völkisch zu interpretieren, widerstanden.

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