Von Ralf Keuper
Wie nur wenige Industrien ist die Zementherstellung eng mit Westfalen verbunden. Verantwortlich dafür sind geologische Faktoren, d.h. die Bodenzusammensetzung in einigen Landstrichen, wie in Erwitte, Beckum und Ennigerloh.
Am bedeutendsten ist das Beckumer Zementrevier, das weltweit größte.
In keinem Teil Deutschlands ballte sich die Zementindustrie auf so engem Raum wie im ehemaligen Kreis Beckum, dem heutigen südlichen Kreis Warendorf. Im Mittelpunkt Westfalens, am Südrand der Westfälischen Bucht, entstand eine derartige räumliche Geschlossenheit dieses Industriezweiges, dass man durchaus hier den Begriff des “Reviers” benutzen kann. Heute prägen immer noch große Steinbrüche, ehemalige Abbauflächen und ausgedehnte Fabrikanlagen die Landschaft um Beckum und Ennigerloh. Allerdings befindet sich der Raum in einem drastischen Strukturwandel, nachdem die Kalksteinförderung und Zementproduktion in ganz Deutschland rückläufig ist. (in: Das Beckumer Zementrevier: Aufstieg und Niedergang).
Im Beckumer Zement-Museum kann man sich über die Geschichte dieses alten und bedeutenden Industriezweiges informieren.
Im benachbarten Ennigerloh lässt sich die Geschichte des Zements auf der Zement-Radroute erradeln.
Der wohl bekannteste Zementindustrielle Westfalens und Deutschlands war Rudolf ten Hompel, an den in Münster noch heute die Villa Ten Hompel erinnert. Der von ihm geleitete Wicking-Konzern war in den 1920er Jahren der größte Zementkonzern Deutschlands. Aus dem Unternehmen wurde später durch Fusion der Dyckerhoff-Wicking – Konzern.
Auch heute noch sind in Westfalen einige Unternehmen in der Zementherstellung tätig:
Ein anderer Zementkönig war Friedrich-Wilhelm Mohn, Eigentümer des Zementwerks Ilse in Paderborn:
Der ehemalige »Zementkönig« trat bereits im Alter von 20 Jahren die Geschäftsführung der »Ilse«-Zementwerke an. 1945 wurden die Anlagen Opfer der Bomben. Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt widmete er sich mit allen Kräften dem Wiederaufbau. Viele Paderborner verdanken ihm und der »Ilse«-Selbsthilfeaktion« nach dem Krieg ihr Häuschen. Friedrich-Wilhelm Mohn stellte ihnen Kalk- und Zementdachsteine zur Verfügung. Die Hausbesitzer konnten den Eigenbedarf an Materialien zuvor im Zementwerk erarbeiten. Auch fand Mohn Mittel und Wege, verschiedenen Institutionen nach dem Krieg Wiederaufbau-Material zur Verfügung zu stellen.
Weitere Informationen: Wo kommt Zement eigentlich her?
In der Verpackung von Zement ist Haver & Boecker, im Bau von Anlagen für die Zementherstellung Christian Pfeiffer tätig.