Im kommenden Jahr feiert die Provinz Westfalen ihren 200. Geburtstag. Die Welt am Sonntag nahm dies zum Anlass, 15 Gründe anzuführen, weshalb man Westfalen lieben müsse. Gegen die Aufzählung ist an sich nichts einzuwenden; jedoch ist sie, wie bei einer journalistischen Sichtweise nicht unüblich, von Stereotypen und einigen Verzerrungen geprägt, weshalb ich an dieser Stelle meine persönliche “Bestenliste” präsentieren möchte, ohne nun meinerseits den Anspruch auf Vollständigkeit oder Ausgewogenheit zu erheben.
Arminius – Befreier Germaniens und die Schlacht am Teutoburger Wald
Wohl kaum ein Ereignis hat den Lauf der (deutschen) Geschichte so beeinflusst wie die Schlacht am Teutoburger Wald, in welcher der Cherusker-Fürst Arminius drei römische Legionen in einen Hinterhalt lockte und sie vollständig auslöschte. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus bezeichnete Arminius nicht umsonst als den “Befreier Germaniens”. In der Nähe von Detmold wurde zu Ehren des Arminius das Hermanns-Denkmal errichtet.
Widukind – härtester Widersacher Karls des Großen
Der Grund dafür, weshalb die Christianisierung im alten Sachsen, wozu weite Teile des heutigen Westfalens zählen, deutlich später als in den anderen deutschen Regionen vollzogen wurde, liegt an dem erbitterten Widerstand des Sachsenherzogs Widukind. Erst nach einigen Feldzügen gelang es Karl dem Großen in den Sachsenkriegen Widukind zu bezwingen und zum christlichen Glauben zu bekehren. Aus dieser Zeit stammt auch das sächsische Taufgelöbnis.
Heliand – Old Saxon Prayer
Das altsächsische Großepos Heliand, das vermutlich in Corvey entstand, gilt als das bedeutendste Frühwerk deutsche Literatur.
Mit dem Westfälischen Frieden endete der Dreißigjährige Krieg. Zugleich veränderte der Vertragsschluss die Landkarte Europas mit Auswirkungen, die noch bis heute reichen, wie in dem sog. Westfälischen Staatensystem.
Westfälische Kunstwerke und Kunstschätze
In Westfalen und von Westfalen sind über die Jahrhunderte zahlreiche Kunstwerke von hohem Wert entstanden, wie die karlolingischen Malereien im Kloster Corvey, das Mindener Kreuz oder das Bockhorster Triumpfkreuz.
Was für den Pumpernickel zutrifft, gilt auch für den Westfälischen Schinken. Ende vergangenen Jahres wurde der Westfälische Knochenschinkenin das europäische Register der geschützten Ursprungsbezeichnungen und der geschützten geografischen Angaben eingetragen.
Westfälisches Bier- und Brauwesen
Das Bierbrauen hat in Westfalen eine lange Tradition, die bis in die heutige Zeit reicht. Dortmund war gegen Mitte des 20. Jahrhunderts Europas Bierstadt Nr. 1. Die größten Privatbrauereien Deutschland, wie Veltins, Krombacher und Warsteiner haben ihren Sitz in Westfalen.
Westfälischer Humor
Er mag trocken sein, verfehlt aber selten seine Wirkung: Der westfälische Humor. Auffallend viele Satiriker, Kabarettisten und Comedians, wie Rüdiger Hoffmann, stammen aus Westfalen
So vielfältig wie das Land, so ist auch die Wirtschaft in Westfalen. Die Region Südwestfalen ist die drittgrößte Industrieregion Deutschlands, Ostwestfalen-Lippe Deutschlands Hochburg der Möbelherstellung, des Maschinenbaus (nach der Region Stuttgart) und der elektronischen Verbindungstechnik (Weltmarktanteil 75%), das Münsterland mit einer gesunden Wirtschaftsstruktur und der Dienstleistungsmetropole Münster und das gebeutelte (westfälische) Ruhrgebiet mit seiner Metropole Dortmund.
Westfalen und Westfälinnen haben in den verschiedensten gesellschaftlichen, kulturellen, politischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen große Leistungen vollbracht. Beispielhaft dafür stehen einige herausragende Persönlichkeiten.
Datenverarbeitung und Informatik in Westfalen
Die Datenverarbeitung in Westfalen reicht bereits in das 10. Jahrhundert zurück und geht über die Gründung des ersten Softwarehauses Europas bis zum weltweit größten Computermuseum in Paderborn.
Das Plattdeutsche gehört, wenngleich die Zahl derer, die es beherrschen über die Jahre deutlich geringer geworden ist, fest zur Kultur Westfalens. Mittlerweile nimmt das Interesse am Plattdeutsch wieder zu.