Von Ralf Keuper

Das Literatur- und Musikfest Wege durch das Land muss seit einiger Zeit um seine Existenz kämpfen. Fast wäre die Saison 2016 ausgefallen, wie die NW noch im Februar diesen Jahres in Sorge um „Wege durch das Land“ nach Eklat um Fördergelder berichtete. Einen Monat später kam die Meldung, dass „Wege durch das Land“ 2016 fortgeführt wird, wie ebenfalls die NW in „Wege durch das Land“ macht 2016 weiter mitteilte. Der Landesverband Lippe bekannte sich im April ausdrücklich zu „Wege durch das Land“. Für den Fortbestand des inzwischen bundesweit bekannten Literaturfestes machten sich zuletzt Axel Milberg, Manos Tsangaris und Marcel Beyer bei einer Veranstaltung in Paderborn stark.

Dieses Jahr werden u.a. Bruno Ganz, Corinna Harfouch und Nina Hoss zu Gast bei „Wege durch das Land“ sein.

Bereits zu Beginn kommentierten die überregionalen Zeitungen das ostwestfälische Literatur-und Musikfest, wie die Frankfurter Rundschau im Jahr 2000. Unter der Überschrift Ein ostwestfälischer Bildungsroman stellte Michael Braun das innovative Projekt vor.

Das wohl prominenteste Beispiel eines Dichters, der von der ostwestfälischen Landschaft inspiriert wurde, war Friedrich Hölderlin während eines längeren Aufenthaltes in Bad Driburg. Braun nimmt in dem genannten Beitrag darauf Bezug:

Nach drei Tagen mühseliger Reise „durch schmutzige, unbeschreiblich ärmliche Dörfer und noch ärmlichere Wege“ – so Hölderlin in einem Brief, erreichte die kleine Reisegesellschaft den kleinen westfälischen Badeort Bad Driburg, und Hölderlin sah das Bild des antiken Böotien in sich aufsteigen. Bis heute weiß die Hölderlin-Forschung nicht, ob das Befinden des Dichters in jenen Spätsommerwochen „unter herrlichen Bergen und Wäldern“ nur durch das „köstliche und reinigende Mineralwasser“ oder auch durch andere Beglückungen gestärkt wurde.

Braun fährt fort:

Es gibt derzeit viel zu sinnen und zu spekulieren in Ostwestfalen, ob die von Hölderlin, Rilke oder Annette von Droste-Hülshoff besungenen „hochromantischen“ Dichterlandschaften dieser Region die Fantasie und den Lebensgeist der Dichter wirklich beflügelt hat. An der Restaurierung der magischen Dichterorte und poesieträchtigen Fluchtpunkte arbeitet seit Ende Mai ein vom Literaturbüro Ostwestfalen-Lippe in Detmold organisiertes Literatur- und Musikfestival, das die vielgestaltigen Korrespondenzen von Dichtung und Landschaft vor pittoresken Kulissen ins Werk setzt.

Für Braun waren dies erste Anzeichen für die Entstehung eines ostwestfälischen Bildungsromans:

Ein ostwestfälischer Bildungsroman neues Typs ist hier im Entstehen, der in den nächsten Jahren durch die Realisierung der „poetischen Landschaft“ vollendet werden soll. Auf einem Areal von zehn mal zwanzig Kilometern soll dann der Schweizer Architekt Peter Zumthor in den Tälern und Wiesen um Bad Driburg Häuser aus leuchtenden Farbpigmenten bauen, die Gedichte der bedeutendsten europäischen Gegenwartspoeten in sich bergen werden.

Das erwähnte Projekt Poetische Landschaft wartet noch immer auf seine Fertigstellung.

Kein anderer Dichter hat sich so intensiv mit der ostwestfälischen Landschaft auseinandergesetzt wie Jürgen von der Wense. Im Jahr 2009 las Klaus-Maria Brandauer aus dem Werk des noch immer verkannten Dichters.

Weitere Informationen:

Neuer Geist für Ostwestfalen

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