Von Ralf Keuper

Bei Wilhelm Haarmann handelt es sich um einen heute weitestgehend in Vergessenheit geraten Unternehmer. Dabei zählte er zu Lebzeiten zum Kreis der vermögendsten Unternehmer Deutschlands. Seinen Reichtum und geschäftlichen Erfolg verdankte Haarmann dem eigenen Forscherdrang; im Jahr 1874 gelang ihm die erste Synthese von Vanillin.

In dem Beitrag Die Orchidee und ihre synthetische Kopie heisst es dazu näher:

Der deutsche Chemiker Wilhelm Haarmann entdeckte 1874 ein Verfahren, mit dem er aus Koniferen, immergrünen Nadelbäumen, den Stoff Coniferin gewann, und daraus wiederum durch eine Zuckerspaltung Vanillin.

Um seine Erfindung verwerten zu können, gründete Haarmann zusammen mit Ferdinand Tiemann 1875 in Holzminden Haarmann’s Vanillinfabrik – die weltweit erste Riechstofffabrik. Einige Jahre später entwickelten Karl Reimer und Ferdinand Tiemann das Isoeugenol-Verfahren, auch Reimer-Tiemann-Reaktion genannt, mit dessen Hilfe Vanillin deutlich kostengünstiger hergestellt werden konnte. Der industriellen Produktion des Duftstoffes Vanillin stand damit nichts mehr im Weg.

Als Karl Reimer 1876 in das Unternehmen eintrat, firmierte die Gesellschaft fortan als Haarmann & Reimer. Der Name bestand bis zum Jahr 2003.

Wilhelm Haarmann lebte über Jahrzehnte in Höxter, wo er auch verstarb. Die Villa, die er sich im Jahr 1891 erbauen ließ, war für damalige Verhältnisse sehr herrschaftlich. Sie steht noch heute und wird als Wohnhaus und Architekturbüro genutzt. Mehr dazu erfährt man in Villa Haarmann Höxter. Wegen seiner Verdienste für die Stadt Höxter wurde Wilhelm Haarmann zum Ehrenbürger ernannt.

Um Wilhelm Haarmann dem Vergessen zu entreißen, hielt Björn Bernhard Kuhse die Lebensgeschichte des Unternehmers, Chemikers und Mäzens in dem Wissenschaftsroman Der Herr der Düfte fest, worüber das Westfalen Blatt in Ehrenbürger und Riechstoffpionier: Erster Roman über Wilhelm Haarmann erschienen berichtete.

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