Von Ralf Keuper
Wolfgang Beltracchi hat wie kaum ein anderer vor ihm dem Kunstbetrieb den Spiegel vorgehalten. Dass ihn dabei kaum edle Motive geleitet haben, bedarf keiner Erwähnung. Mit seinen Fälschungen der Bilder bekannter Maler, wie Max Ernst, verdiente er über die Jahre ungefähr 35 Millionen Euro.
Wolfgang Beltracchi wurde, anders als es in dem Film heisst, in Höxter als Wolfgang Fischer geboren. Sein Erfolgsrezept bestand darin, die Bilder von Künstlern zu fälschen, deren Werk als verschollen galt. So war es möglich, Bilder, zu denen Informationen häufig, wenn überhaupt, nur rudimentär, u.a. in Werksverzeichnissen, zu finden waren, anzufertigen und in den Markt zu bringen. So brachte Beltracchi Bilder in den Markt, die die Maler hätten gemalt haben können. Behilflich war ihm dabei Otto Schulte-Kellinghaus, der über gute Kontakte im Kunstmarkt verfügte.
Zum Verhängnis wurde Beltracchi ein Etikett auf einem gefälschten Bild des Malers Heinrich Campendonk. Das Etikett weckte u.a. das Misstrauen des führenden Experten für die Sammlung Alfred Flechtheims. Die weitere Untersuchung belegte, dass das Etikett ebenso wie das Bild gefälscht war. Beltracchi und seine Frau wurden verhaftet und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, aus der sie bereits entlassen wurden.
Der “Erfolg” Beltracchis ist darauf zurückzuführen, dass Beltracchi den Kunstmarkt sehr gut einschätzen konnte, d.h. er kannte die Schwächen im System und die der relevanten Akteure.
Der Fall Beltracchi wirft die Frage auf, wie es möglich ist, dass der Kunstbetrieb, mit seinen Heerscharen aus Experten, Gutachtern und Galeristen, immer wieder auf Fälscher, auch wenn sie über geniale Fähigkeiten verfügen, hereinfallen, wie Niklas Maak in Fälschungsskandal: Alles wirklich schön – aber leider nicht echt.
Wolfgang Beltracchi betätigt sich heute als Maler, d.h. er verkauft selbst gemalte Bilder unter eigenem Namen. Unter “Kennern” gelten die Bilder als mittelmäßig.