Von Ralf Keuper
Die Geschichte des Münsteraner Schlosses ist voller Geheimnisse, oder besser: Kuriositäten. Ursprünglich als repräsentativer Bau für den Fürstbischof geplant, war das Schloss zu keinem Zeitpunkt Herberge einer höfischen Gesellschaft oder Lebensmittelpunkt eines Herrschers.
Als es fertiggestellt war, entsprach es schon nicht mehr dem Zeitgeist, so dass es lange Zeit leer stand. Die Fürstbischöfe zogen andere Gebäude in der Stadt als dauerhaften Wohnsitz vor.
Unter der Herrschaft Preußens wurde der Schlosspark, der bis dahin ein englischer Landschaftsgarten war, in einen botanischen Garten umgewandelt. Lange Zeit war das Schloss Verwaltungssitz der Preußischen Provinz Westfalen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Schloss zur Kulisse für Militärparaden und Massenveranstaltungen wie dem Sent.
Der Schlossplatz ist einer der größten Stadtpläzte Europas, weshalb er während der NS-Zeit gerne für Aufmärsche genutzt wurde. Daneben diente das Schloss dem NS-Gauleiter von Westfalen-Nord als Verwaltungssitz.
Nach dem 2. Weltkrieg wollten die britischen Besatzer das Schloss abreißen, was jedoch – glücklicherweise – verhindert werden konnte. Auf Anraten eines Denkmalpflegers entschloss sich das Land Nordrhein-Westfalen, das Schloss für die Univerwaltung zu nutzen. Diese Funktion erfüllt es bis heute.
Was mir in dem Film fehlt, ist die Beschäftigung mit dem Bau des Schlosses und seiner Architektur. Der eigentliche Architekt war kein Geringerer als Johann Conrad Schlaun, der auch „Architekt des westfälischen Barock“ genannt wird.
In Münster. Ein Portrait in Bildern heisst es:
Das Schloss ist ein reifes Spätwerk von Johann Conrad Schlaun und gilt als Hauptschöpfung des norddeutschen Barocks, 1767 begonnen, als sich die liebenswerte Kunst des Barocks bereits dem Ende zuneigte, nach Schlauns Tod von Wilhelm Ferdinand Lipper baulich im Stil des Klassizismus fortgeführt. Schlaun hatte das Schloss als Zentrum einer groß angelegten fürstbischöflichen Residenz konzipiert, von der nur Teile realisiert wurden. Das Schloss steht auf einer ehemaligen Zitadelle, die Fürstbischof Christof Bernard von Galen („Bombenbernd“) 1661 gegen die von ihm unterworfene Stadt errichten ließ. Davor ließ er freies Schussfeld brechen, den späteren Neuplatz und sei 1928 Hindenburgplatz (Anmerkung: Mittlerweile Schlossplatz).. Das wieder aufgebaute Schloss ist seit 1954 Sitz der Universität.
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