Das Lager Stalag 326 war von 1941 bis 1945 ein deutsches Kriegsgefangenenlager in der Senne bei Stukenbrock. “Es diente ab 1941 der Internierung sowjetischer Kriegsgefangener, ab 1942 auch der Internierung polnischer, serbischer und französischer Gefangener, ab 1943 auch von Italienern[1]Die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen kamen am 10.07.1941 im Stalag 326 an. Am 02.04.1945 wurde das Lager von der amerikanischen Armee befreit. Im Stalag 326 wurden in dieser Zeit zwischen 180.000 … Continue reading. Die Soldaten hatten Zwangsarbeit im Raum Ostwestfalen-Lippe zu leisten und wurden im Lager für den Ruhrbergbau gemustert. Insbesondere die sowjetischen Soldaten wurden unter sehr schlechten Bedingungen im Lager inhaftiert. Sie mussten beispielsweise in selbst gegrabenen Erdhöhlen hausen, um sich vor Hitze und Kälte zu schützen. Die hygienischen Zustände waren verheerend. In den ersten Jahren breiteten sich Krankheiten wie Ruhr und Fleckfieber aus. Gesicherte Opferzahlen sind nicht bekannt, jedoch geht man von 15.000 bis 70.000 während der Haft verstorbenen Personen aus. Das Lager diente vor allem als Rekrutierungs- und Durchgangslager für mehr als 300.000 sowjetische Kriegsgefangene, die teilweise als Zwangsarbeiter in umliegenden Höfen und Betrieben sowie im Ruhrbergbau eingesetzt wurden[2]Stammlager VI K (326).

Der Kreistag Gütersloh hat mit den Stimmen der CDU, der Freien Wähler und der AfD die geplante Beteiligung an den Betriebskosten des Projekts in Schloß Holte-Stukenbrock abgelehnt. “Damit stellen sie sich auch gegen prominente Befürworter aus der CDU, wie den Landtagspräsidenten André Kuper[3]Online-Petition für NS-Gedenkstätte Stalag 326 gestartet. Zu den Befürwortern aus den Reihen der CDU gehört auch Landrat Sven-Georg Adenauer.

Die Entscheidung des Gütersloher Kreistags hat bundesweit für Schlagzeiten und Bestürzung gesorgt[4]Vgl. dazu: Kein Erinnern am Stalag 326. Der Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion, Thorsten Baumgart hat sich vor wenigen Tagen zu dem Vorgang geäußert:

Diese Kreistagsentscheidung, die von CDU, FWG/UWG und AfD herbeigeführt wurde, hat der geplanten Weiterentwicklung der Gedenkstätte bereits erheblich geschadet. Das Projekt steht auf der Kippe. Als FDP-Kreistagsfraktion werden uns weiter dafür einsetzen, ein Scheitern zu verhindern. Die Vereinbarungen mit dem Bund, dem Land und dem LWL besagen, dass sich neben dem Land und dem LWL auch die kommunale Familie in OWL an den laufenden Betriebskosten beteiligen soll. Das war von Anfang klar kommuniziert. Wir sind als FDP-Fraktion dazu auch bereit, wenngleich wir eine Bundesbeteiligung an den laufenden Kosten weiterhin als Forderung aufrechterhalten[5]FDP-Kreistagsfraktion bezieht Stellung zur Gedenkstätte Stalag 326.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth sagte dazu:

Es wäre ein herber Rückschlag für die Erinnerungskultur in unserem Land und ein gefährlicher Präzedenzfall, wenn die Gütersloher CDU mit Unterstützung der AfD die Finanzierung einer wichtigen Gedenkstätte stoppt und damit deren Schließung riskiert[6]Claudia Roth will drohende Schließung von Gedenkstätte verhindern.

Der Vorstand des Fördervereins Gedenkstätte Stalag (VI K) Senne e.V. schreibt:

Die Absicht der CDU-Fraktion (Gütersloh), noch einmal mit der Planung von vorne zu beginnen, nicht auf Grundlage der Machbarkeitsstudie, ist aus unserer Sicht nicht tragfähig. Es ist zu befürchten, dass zumindest die Bundesförderung in Höhe von 25 Millionen Euro nach dem Kreistagsbeschluss nun nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Damit wäre die Neukonzeption der Gedenkstätte endgültig gescheitert, sollte sich nicht noch kurzfristig eine politische Lösung finden. Für unser Engagement bekamen wir in den letzten Jahren viel Zuspruch seitens der Besucher:innen und von den politischen Entscheidungsträger:innen, in denen wir nicht „nur“ über viele Stunden das Schicksal der Kriegsgefangenen dargestellt haben. Ebenso sprachen wir ausführlich über die Weiterentwicklung der Gedenkstätte – auch mit denjenigen, die jetzt gegen den Ausbau votiert haben. Erfreulich ist aber, dass sich die Mitgliederzahl des Fördervereins in den letzten Jahren auf 112 verdoppelte. Und denen, die meinen „Wen interessiert das überhaupt noch!“, sei gesagt, dass das Interesse an der Geschichte des Stalag 326 seit Jahren stetig zunimmt, vor allem auch bei den jüngeren Menschen[7]Stellungnahme des Vorstands des Fördervereins Gedenkstätte Stalag (VI K) Senne e.V..

Mittlerweile hat eine private Initiative eine Online-Petition für den Ausbau von “Stalag 326“ gestartet[8]Petition für NS-Gedenkstätte “Stalag 326” gestartet.

References

References
1 Die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen kamen am 10.07.1941 im Stalag 326 an. Am 02.04.1945 wurde das Lager von der amerikanischen Armee befreit. Im Stalag 326 wurden in dieser Zeit zwischen 180.000 bis 200.000 Kriegsgefangene registriert. Des Weiteren wurden zwischen 1941-1945 in bestimmten Lagerbereichen unter anderem französische, polnische, serbische, italienische und belgische Kriegsgefangene untergebracht, in: HISTORISCHER ABRISS DES STALAG 326 (VI K) SENNE
2 Stammlager VI K (326)
3 Online-Petition für NS-Gedenkstätte Stalag 326 gestartet
4 Vgl. dazu: Kein Erinnern am Stalag 326
5 FDP-Kreistagsfraktion bezieht Stellung zur Gedenkstätte Stalag 326
6 Claudia Roth will drohende Schließung von Gedenkstätte verhindern
7 Stellungnahme des Vorstands des Fördervereins Gedenkstätte Stalag (VI K) Senne e.V.
8 Petition für NS-Gedenkstätte “Stalag 326” gestartet

Von Rolevinck

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