Von Ralf Keuper
Das Thema Wissenschaftskommunikation ist derzeit “schwer angesagt”. Kaum eine Universität, die nicht betont, wie dialogbereit und der Digitalisierung zugewandt sie doch sei.
In Westfalen hat sich vor allem die Universität Paderborn als Universität der Informationsgesellschaft positioniert. Wie verhält es sich mit diesem Anspruch mit Blick auf die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken, insbesondere auf twitter?
Schon der erste Eindruck sorgt für Ernüchterung.
Sucht man bei twitter nach der Universität Paderborn bekommt man zwar einige Accounts angezeigt, jedoch keines, das man auf den ersten Blick als das offizielle der Uni identifizieren könnte. Einzig die Universitätsbibliothek ist gleich zu erkennen. 329 Follower sind jedoch alles andere als überwältigend. 6 (!) Tweets seit März 2010 zeugen auch nicht gerade von übertriebenem Engagement.
Die Universität selbst hält es dagegen nicht für angebracht, auf twitter mit einem eigenen Account vertreten zu sein. Zumindest mit keinem, das man ohne großen Zeitaufwand finden kann.
Wenn auf twitter Informationen über die Universität Paderborn auftauchen, dann stammen die tweets in den allermeisten Fällen von Privatpersonen, die der Uni in irgendeiner Weise nahe stehen.
Selber aktiv am Dialog teilnehmen zu müssen, darauf scheint man bei der Universität Paderborn verzichten zu können.
Dafür verfügt die Uni aber immerhin über einen RSS-Feed und ein facebook-Account.
Der Uniblog macht dagegen einen guten Eindruck. Allerdings muss man schon gezielt danach suchen. Im Vergleich zu früher ist der Internet-Auftritt der Uni schon wesentlich besser geworden.
Dennoch: Gemessen am eigenen Anspruch ist das zu wenig. Es ist, für mich jedenfalls, keine klare Kommunikationsstrategie erkennbar. Während die benachbarten Universitäten munter twittern, glänzt man bei der Universität der Informationsgesellschaft mit Abwesenheit.
Freilich: Man kann das Kommunikationsverhalten einer Institution wie einer Universität nicht allein an twitter festmachen. Das wäre übertrieben. twitter ist für Wissenschaftler nicht gerade der bevorzugte Kanal.
Indes wäre es vielleicht nicht allzu verkehrt, einen Blick in die Empfehlungen für Social Media der Universität Freiburg (Schweiz) zu werfen. Es interessieren sich ja nicht nur Wissenschaftler für das, was in einer Uni so alles passiert.
Noch ein weiterer Gedanke: Warum nutzt man nicht die Kreativität der Studenten – nicht nur aus der in Paderborn stark vertretenen Informatik-Fakultät – um die Wissenschaftskommunikation den Realitäten des Web 2.0 , der Digitalmoderne anzupassen? Im Zeitalter von Co-Creation, Open Innovation etc. sollte das für eine Universität der Informationsgesellschaft zumindest eine Überlegung wert sein. Hier könnte man bundesweit eine Vorreiterrolle übernehmen, sofern …
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