Von Ralf Keuper

Derzeit macht die Ausstellung Strange Beauty – Masters of The German Renaissance in der National Gallery in London von sich Reden. Die Resonanz in Deutschland ist indes, englisch vornehm ausgedrückt, von leichter Irritation geprägt.

Abgesehen davon, was unter der German Renaissance nun zu verstehen ist, wird von einigen Kommentatoren moniert, dass die National Gallery hier nur die Werke aus ihrem eigenen Bestand zeigt, ohne weitere Gemälde aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland, hinzugezogen zu haben. Auch sind die räumlichen und Lichtverhältnisse, die Bilder werden im Keller der National Gallery gezeigt, eher, sagen wir: “suboptimal”.

Wie auch immer. Interessant aus westfälischer Sicht ist, dass bei der Gelegenheit die legendäre Mindener Kunstsammlung von Carl Wilhelm August Krüger erwähnt wird. Krüger verkaufte seine bedeutende Sammlung aus Kupferstichen, Büchern und Gemälden im Jahr 1854 für 3.500 Pfund an die National Gallery. Sowohl in Deutschland wie auch in Großbritannien löste dieser Handel Bestürzung aus. Während in Deutschland beklagt wurde, dass eine der bedeutendsten Kunstsammlungen in ausländische Hände ging, musste sich im britischen Unterhaus Schatzkanzler W.E. Gladstone, der die treibende Kraft hinter dem Ankauf der Krügerschen Sammlung war, heftige Vorwürfe anhören. Er hätte das Geld für Kunstwerke ausnehmender Hässlichkeit verschwendet war der Hauptvorwurf. Deshalb verabschiedete das Unterhaus einige Jahre später in einem für die damalige Zeit außergewöhnlichen Akt ein Gesetz, wonach der Verkauf der Sammlung, sofern Käufer Interesse zeigen sollten, ohne große Umstände über die Bühne gebracht werden sollte.

In der aktuellen Ausstellung sind aus der Sammlung Krüger u.a. einige Teile des Liesborner Altars zu sehen. Die anderen befinden sich heute u.a. im Westfälischen Landesmuseum in Münster.

Man mag über Ausstellung geteilter Meinung sein – allemal positiv ist es, dass die Krügersche Sammlung und mit ihr einige westfälische Kunstwerke und Künstler im Zentrum der Kunstwelt stehen. Unser Dank geht daher an die National Gallery:

Well done 😉

Weitere Informationen:

Deutsche Kunst der Renaissance – zu hässlich?

Die Mär von den Ugly Germans – Süddeutsche Zeitung Printausgabe Nr. 82, 8. April 2014

Von Osthaus, Flechtheim, Ahlers, Oetker und anderen – (Private) Kunstsammlungen in Westfalen

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