Von Ralf Keuper

Die Geschichte der (gewerblichen) Softwareentwicklung in Westfalen beginnt im Jahr 1957 in Dortmund mit der Gründung der Mathematischen Beratungs- und Programmierungsdienst GmbH, kurz mbp, dem ersten Softwarehaus Europas.

Weiterer Meilenstein war die Einführung des Warenwirtschaftssystems COMET durch die damalige Nixdorf Computer AG im Jahr 1977. Während der (späten) 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war COMET führend im deutschsprachigen Raum und ist sogar heute noch im Einsatz. Auf seinem Höhepunkt hatte Nixdorf eine der größten Sofwareentwicklungsabteilungen Deutschlands, woraus sich die hohe Anzahl an IT-Unternehmen, die nach dem Niedergang des Unternehmens in Paderborn und Umgebung entstanden sind, erklären lässt. Wincor-Nixdorf als Nachfolgeunternehmen verfügt ebenfalls über eine große Softwareentwicklungsabteilung.

Inzwischen existiert in Westfalen eine Vielzahl mittelständischer Software-Unternehmen, die in ihrem Segment zu den Marktführern zählen, wie Tobit Software aus Ahaus (Kreis Borken), PROSOZ (Herten/Kreis Recklinghausen), Buhl Data (Neuenkirchen/Kreis Siegen), Diamant Software (Bielefeld), adesso (Dortmund) und Materna (Dotrmund).

In Bochum hat “eines der erfolgreichsten, innovativsten und ältesten Sicherheitssoftware-Unternehmen der Welt”, die G DATA AG, ihren Sitz.

Die itemis AG aus Lünen hat sich die modellbasierte Softwareentwicklung auf die Fahnen geschrieben, wie sie insbesondere im Bereich der Embedded Systems Verwendung finden.

Die GAD in Münster steht mit ihrer Kernbankenlösung bank21 an der Spitze der technologischen Entwicklung.

Wachsende Bedeutung hat der Bereich der “Embedded Software” , d.h. von Assistenzsystemen im Automobil- und Maschinenbau. Hier sind Unternehmen wie Phoenix Contact aus Blomberg mit KW-Software, Claas mit der Tochterfirma Agrocom, Gildemeister und Miele zu nennen. Zu dieser Gruppe zählt auch dSpace in Paderborn, der Weltmarktführer von Lösungen für die Entwicklung und das Testen mechatronischer Regelsysteme.

Die Bertelsmann-Tochter arvato systems ist u.a. führend bei der Entwicklung von Softwarelösungen für die Logistik.

Ihre Softwarelösungen haben Orga Systems aus Paderborn zum Technologieführer für die echtzeitbasierte Gebührenabrechnung mobiler Telekommunikationsdienste gemacht.

In den Zukunftsfeldern Maschinelles Lernen und Data Mining zählt RapidMiner aus Dortmund zu den weltweit führenden Unternehmen.

Hochschulstandorte, an denen die Informatik eine besondere Stellung hat, sind Dortmund und Paderborn. Die Fakultät in Dortmund gehört zu den ersten und größten in Deutschland. Das Heinz-Nixdorf Institut, das C-LAB, das S-LAB und die Zukunftsmeile Fürstenallee haben Paderborn, ebenso wie Dortmund, zu einem der führenden Informatik-Standorte Deutschlands gemacht. Neueste Errungenschaft ist das “GamesLab” Projekt.

Im Centrum Industrial IT in Lemgo beschäftigen sich die Wissenschaftler mit IT-basierten Lösungen zur Industrieautomation. Forscher vom Institut für Datensicherheit an der Ruhr-Uni Bochum haben mit dem Verschlüsselungsvefahren “Present” einen internationalen Standard entwickelt. Eine weitere renommierte Einrichtung in Westfalen ist das Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik (ISS) in Dortmund .

Das weltgrößte Computermuseum, das Heinz-Nixdorf Forum in Paderborn, hat in der Vergangenheit immer wieder mit Ausstellungen zum Thema Softwareentwicklung für Aufsehen gesorgt.

Weitere Informationen:

Die Geschichte der Softwarebranche in Deutschland Entwicklung und Anwendung   von Informations‐ und  Kommunikationstechnologie  zwischen den 1950ern und heute 

2 Gedanken zu „Die Softwareindustrie in Westfalen“

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