In diesen Tagen findet an der Universität Bielefeld der Weltkongress zur Verhaltensforschung statt. Nach Oxford ist Bielefeld der einzige Ort, an dem der Weltkongress bereits zum zweiten Mal gastiert[1]Weltkongress zur Verhaltensforschung an der Universität. Die Universität Bielefeld richtete im Jahr 1977 zum ersten Mal den Weltkongress zur Verhaltensforschung aus.

Kann Individualisierung Tierarten helfen mit klimatischen Veränderungen umzugehen? Und welche Arten von Selektionsdruck sorgen sogar für die Verbesserung der kognitiven Fähigkeit einer Spezies? Vielfältige aktuelle Problemfelder werden während des Kongresses in den 38 angesetzten Symposien und 56 Sessions behandelt: Klassische Themen wie Plastizität, Sozialverhalten und Kommunikation aber auch aufkommende Themen wie Mikrobiomforschung, Emotionen bei Tieren und Meta-Analysen mit großen Datensätzen.

In einem Interview mit der Tageszeitung “Die Glocke” gab Prof. Dr. Oliver Krüger einen Einblick in die Arbeit der Verhaltensforscher und Verhaltensforscherinnen[2]Ausgabe Mittwoch 16. August 2023.

Frage: Welche grundsätzlichen Fragestellungen beschäftigen die Verhaltensforscher?

Krüger: Die Grundsatzfrage lautet: Wie entsteht Verhalten in der Entwicklung eines Organismus, egal ob dieser geboren wird oder einem Ei entschlüpft? Welche Rolle spielen Gene, die Umwelt und die Interaktion von Genen und Umwelt. Wir beschäftigen uns auch viel mit dem Anpassungswert, also der Frage, warum verhält sich ein Tier so. Was bringt es einem Organismus in Bezug auf verbessertes Überleben oder verbesserte Fortpflanzungsfähigkeit? Die Verhaltensforschung ist gerade auch in Bielefeld eng verzahnt mit der Evolution. …

Frage: Bei jedem Bau einer Windkraftanlage wird geschaut: Gefährden die Rotoren etwa den Rotmilan. Können Greifvögel lernen, mit solchen Gefahren umzugehen?

Krüger: Greifvögel zählen nicht zu den Organismengruppen, die besonders gut und schnell lernen. Bisher konnte deshalb auch noch nie nachgewiesen werden, dass sie sich an einen Windpark gewöhnen. In hunderttausenden Jahren haben die Vögel den Blick immer nach unten, Richtung Beute gerichtet – was überlebenswichtig war und ist. Eine Gefahr durch Masten oder rotierende Flügel kam da bisher nie vor. Unabhängig von Windkraftanlagen: Wir beobachten, dass die Bestände von Rotmilanen in einigen Gegenden zunehmen – auch in unserem Untersuchungsgebiet westlich von Bielefeld -, in anderen abnehmen. Welche Gründe das hat, ist allerdings noch nicht ausreichend erforscht. Auf solche Fragen gibt es in der Biologie fast nie nur eine Antwort. Immer sind es verschiedene Faktoren, die zusammenwirken.

Weitere Informationen:

Westfälische Zoologen

Konrad Lorenz in Buldern

Von Rolevinck

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