Von Ralf Keuper
Zu den Sehenswürdigkeiten in Gütersloh zählt der Botanische Garten. Zusammen mit dem ihn umgebenden Stadtpark ist er einer der schönsten Parks Deutschlands.
Zu verdanken hat die Stadt dieses Kleinod dem Gartenoberinspektor Karl Rogge, der während seiner Zeit in der damaligen britischen Kap Kolonie in Südafrika mit der englischen Reformgartenbewegung in Kontakt kam.
Sie gilt als die zweite Gartenrevolution, die von England ausging – der Englische Landschaftsgarten, der den Barockgarten ablöste, war die erste. Vordenker des neuen Stils war William Robinson. Er propagierte ab 1878 die Verwendung von Stauden statt Wechselbepflanzungen mit einjährigen Blumen und entwarf sorgsam geplante, aber dennoch natürlich wirkende Wildblumen- und Staudenbeete. Auch machte er den Steingarten in England populär, eine Popularität, die bald auf den ganzen Kontinent überging und bis heute anhält. … Eine weitere herausragende Vertreterin der Reformgartenbewegung war Gertrude Jekyll. Die studierte Malerin wurde für ihren Fokus auf Blütenfarben als Konzept ihrer Gartengestaltung bekannt. Ihre naturnahen Gärten mit der Rückbesinnung auf „altmodische“ heimische Stauden waren wegweisend für die Entwicklung des Landhausstils, der eine Verbindung natürlicher und gebauter Elemente anstrebt (in: Schau mal an!, Heimatjahrbuch Kreis Gütersloh 2019, Autoren: Matthias Berner und Daniela Toman).
Rogge orientierte sich, so die Autoren, nicht am klassischen Botanischen Garten, wie er zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem in Universitätsstädten en vogue war, sondern bevorzugte einen reinen Schaugarten.
Seine Beete sollten schön anzusehen sein und das Gemüt erfreuen, sie sollten aber zugleich auch Anschauungsobjekte sein und den Besuchern Impulse für die Gestaltung des eigenen Gartens geben (ebd.).
Mit dem weitgehenden Verzicht auf einjährige Pflanzen und der Verwendung der robusteren Stauden, zählte Rogge in Deutschland zu den Pionieren.
Das war für eine städtische deutsche Gartenanlage, zumal in der westfälischen Provinz, durchaus fortschrittlich und „state of the art“ (ebd.).