Der Meister des Inländischen Zweiges des Deutschen Ordens Wolter von Plettenberg (ca. 1450-1535) ist die markanteste politische Figur in der Geschichte Alt-Livlands (Livonia).1 Beinahe 41 Jahre lang, d.h. etwa die
Hälfte seines Lebens, war er Ordensmeister in Livland. Keiner der anderen 44 Ordensmeister blieb so lange im Amt. Lediglich Wilhelm von Vrimersheim bekleidete dieses Amt 21 Jahre lang (1364-1385); die anderen waren gewöhnlich fünf bis zwölf Jahre Ordensmeister, einige allerdings auch nur drei, zwei oder sogar ein Jahr.2
Doch weder das lange Leben noch die vielen Ordensmeisterjahre standen für die Geschichtsforscher im Vordergrund des Interesses, sondern der Erfolg des exzellenten Politikers, Diplomaten und Feldherrn von Plettenberg. Der Ordensmeister Wolter verstand es, seine Talente erfolgreich für die Bewahrung der deutschen Kolonialmacht im Ostbaltikum einzusetzen. Dabei beeinflußte er mehr als 40 Jahre lang die Geschichte Lettlands und auch des lettischen Volkes, so daß sich die lettischen Historiker mit der Tätigkeit des Ordensmeisters befassen müssen, wollen sie seine Bedeutung für die Geschichte ihres Landes und ihres Volkes angemessen beurteilen. …
Quelle: Wolter von Plettenberg und das mittelalterliche Livland