Von Ralf Keuper

Wie nur sehr wenige Dynastien, verkörpern die Brenninkmeyers das Ideal eines Familienunternehmens. Verschwiegen nach außen, streng nach innen und dabei immer das Wohl des Unternehmens bzw. des Vermögens im Auge. Genau genommen gilt diese Beschreibung für die Brenninkmeyers, den Eigentümern von C&A und noch vielen anderen Unternehmen und Vermögenswerten, bereits seit über 300 Jahren, wie u.a. Bettina Weiguny in ihrem lesenswerten Buch Die geheimnisvollen Herren von C&A: Der Aufstieg der Brenninkmeyers schreibt. Mit einem geschätzten Vermögen von 25 Mrd. Euro gilt der Clan, der seine Wurzeln im westfälischen Mettingen hat,  als die reichste Familie Europas. In der jüngeren Vergangenheit ist es immer wieder zu Konflikten im Familienkreis gekommen, was nicht verwundert, zählt die Familie mittlerweile 1.800 Köpfe. Selbst die katholische Kirche durchlief in ihrer langen Geschichte zahlreiche Krisen, die ihre Existenz infrage gestellt haben. Die Brenninkmeyers, die sich betont katholisch geben, werden derzeit wohl an ihr “Vorbild”, den Vatikan, denken.

Das scheint auch nötig, wenn der Bericht C&A – wie eine Kaufhaus-Dynastie sich selbst zerlegt zutreffen sollte. Demnach soll es in der Familie zu großen Spannungen gekommen sein, die auch noch anzuhalten scheinen. Auslöser war der Prozess, den ein Abkömmling der Familie, Alexander Brenninkmeijer, gegen den Clan angestrengt hat bzw. umgekehrt. Alexander Brenninkmeijer ist Eigentümer des Mode-Labels “Clemens en August”. Die Familie war über die Namenswahl “not amused” und zog gegen den Sprössling vor Gericht. Nachdem der Angeklagte Recht bekam, ging er einen Schritt weiter und fordert nun für die Familie die Einrichtung eines Schiedsgerichts, das in Konfliktfällen als neutrale Instanz fungieren soll.

Der Artikel berichtet auch von Verfahren und Ritualen, die schon ein wenig an die katholische Kirche erinnern. Relikte aus rauer Vorzeit. Im Vergleich zum Codex Brenninkmeyer erscheint die katholische Kirche geradezu reformfreudig. Das zentrale Steuerungsorgan der Familie ist der sog. Sneeker Kring. Alle wichtigen Entscheidungen werden in diesem Kreis getroffen, dem 68 der 1800 Familienmitglieder angehören. Wirtschaftlicher Nukleus des Clans ist neben der Cofra-Holding, die Vermögensverwaltung Anthos, eines der größten Family Offices der Welt. Anthos verfügt sogar über eine Vollbanklizenz, was für ein Family Office sehr ungewöhnlich ist. Die Organisation von Anthos, wie sie in dem Beitrag geschildert wird, erinnert schon ein wenig an Frank Kafkas Roman Das Schloss.

Sorgen bereitet auch das nach wie vor wichtigste Unternehmen der Familie, die Textilkette C&A, ebenso wie die familieneigene Investmentgesellschaft Bregal.

Fest steht wohl, dass sich der Familienclan dem Zeitgeist öffnen muss, wenn er nicht die eigene wirtschaftliche Existenz aufs Spiel setzen will. Man darf gespannt sein, ob dem Clan dieser Wandel, diese Kulturrevolution gelingt. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Bisher hat die Familie noch immer rechtzeitig reagiert und den Wandel zugelassen, wenn auch nur in kleinen Schritten.

Im Jahr 2011 untersuchte die Familie mit erstaunlicher Offenheit, wie die Süddeutsche Zeitung in Textildiscounter C&A “Für Führer, Volk und Vaterland” festhielt, ihre Verstrickung mit den Nazis im Dritten Reich.

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