Um die Mitte des 12. Jahrhunderts, wo die städtische Kultur ins Leben tritt, sind die ersten Bauwerke schon entstanden: die Ostteile des Domes und Turm und Westteile von St . Petri. Im Jahre 1166 gründet Erzbischof Rainald von Dassel, der Kanzler Friedrich Barbarossas, das Walpurgisstift und weiht den Chor des Domes. Die ersten Malereien treten auf. Es entsteht die Frage, wie diese Generation, die künstlerisch nichts erlebt hatte, die Natur empfindet und darstellt. Zwar blüht schon vor Karl dem Grossen die Malerei in Deutschland und auch Westfalen ist nicht arm an Buchmalereien, die noch vor dem 12. Jahrhundert entstanden.

Um aber den neuen monumentalen Stil des 12. Jahrhunderts zu erklären, müssen wir uns weit von Soest entfernen und länger als uns lieb ist, im Auslande verharren; doch sehen wir auch die Kaufleute und Bürger der Stadt in den weitesten Fernen umherschweifen. Erst wenn wir die Überlieferung kennen, daraus die Künstler schöpfen, begreifen wir das Eigentümliche ihrer Schöpfungen. Der aus der Kindheit aufblickende Mensch findet die Natur nicht etwa rein und nackt um sich her; denn die göttliche Kraft seiner Vorfahren hat eine zweite Welt in die Welt erschaffen ( Goethe )

Quelle: Die mittelalterliche Malerei in Soest : zur Geschichte des Naturgefühls in der deutschen Kunst / von Hermann Schmitz. Münster : Coppenrath, 1906

Von Rolevinck

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