Von Ralf Keuper

Kaum anderswo ist eine Maschine so auf fruchtbaren Boden gefallen wie das Fahrrad in Westfalen. Sinnbild dafür ist die Fahrradstadt Münster, die mit der höchsten Radverkehrsdichte Deutschlands aufwarten kann.

Die Fertigung hatte dagegen ihren Schwerpunkt in Ostwestfalen, und hier vor allem in Bielefeld, das ebenfalls für sich den Titel Fahrradstadt beansprucht.
Tatsächlich ist die Zahl namhafter Fahrradhersteller aus Bielefeld beeindruckend, wofür Marken wie Dürkopp, Göricke, Rixe, Anker u.a. stehen. In Spitzenzeiten stammte jedes fünfte Fahrrad in Deutschland aus Bielefelder Produktion.

Als besonders unverwüstlich galt und gilt in Kennerkreisen das Miele-Fahrrad.

Aber auch das “Drumherum” war von einer nicht zu unterschätzenden wirtschaftlichen Bedeutung für die Region.

Die zunehmende Motorisierung führte zu einem deutlichen Absatzeinbruch, der wiederum von einem Preiskrieg begleitet wurde, an dessen Ende nur wenige Hersteller in Deutschland übrig blieben.
In Bielefeld zählen Hebie und die Fahrradmanufaktur westerheide zu diesem mittlerweile elitären Kreis.

Ebenfalls noch im Geschäft sind prophete aus Rheda-Wiedenbrück und die Panther-Werke mit Sitz in Löhne. Beide Unternehmen haben die Produktion in Deutschland nahezu eingestellt. Für Schlagzeilen sorgten unlängst die Panther-Werke mit ihrer Ankündigung, die Produktion in Löhne einzustellen.

Das mit Abstand erfolgreichste Fahrrad aus westfälischer Herstellung ist das Kettler Alu-Fahrrad. Auch sonst ist die Produktpalette des Unternehmens ausgesprochen breitgefächert und, wie das E-Bike zeigt, der Zukunft zugewandt.

Wichtig für den Siegeszug des Fahrrads war und ist der Radrennsport. Auch hier war Bielefeld an der Spitze. Zeugnis davon ist die Radrennbahn.

Bekannteste Radsportveranstaltung in Westfalen war das Sechstagerennen Dortmund, das 2009 zum – vorerst – letzten Mal stattfand.

Größtes aktuelles Radsportereignis in Westfalen ist der Münsterland Giro, das drittgrößte Radrennen Deutschlands.

Keine andere Region Westfalens bietet sich so sehr für den Radsport wie auch für “normale” Radtouren an, wie das Münsterland. Nicht umsonst heisst es auf der Seite Muensterland-Tourismus:

4.500 km ausgeschilderte Radwege individuell mit dem Rad erkunden, auf attraktiven Themenrouten radfahren, die schönsten Sehenswürdigkeiten per Rad entdecken – das ist Radfahren im Münsterland …

Das einzige Fahrradmuseum in Westfalen befindet sich auf dem Hof Westermeier in Salzkotten.

Da stellt sich mir die Frage: Warum gibt es so etwas nicht in Bielefeld?

So viel ist jedenfalls sicher: Die innige Beziehung zwischen dem Fahrrad und Westfalen ist noch lange nicht am Ende ..

Weitere Informationen:

Westfalen ist die Hochburg der Fahrradhersteller

Die Ära des Bielefelder Fahrrads

Serie: 200 Jahre Fahrrad – Leezengeschichte(n) aus Münster: Die Mobilitätspioniere

Von Rüllken und grooten Buuornrädern – Westfalen fährt Rad

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