Von Ralf Keuper 

In seiner Schrift Justus Möser als Westfale und Staatsmann setzte sich Hans-Ulrich Scupin mit dem vielfältigen Schaffen des berühmten Osnabrückers auseinander. Daraus einige Passagen:

Die Weltoffenheit Justus Mösers offenbart sich darin, daß er sich in die Art anderer zu versetzen wußte, ja den Kontakt mit ihm vielfach innerlich Fernstehenden um der Wissensbereicherung und der Sache willen gepflegt hat. Anders wäre es ihm nicht möglich gewesen, mit den hannoverschen Räten zu arbeiten und sogar ihre Anerkennung zu erwerben. Hieraus hat sich noch im vorgerückten Alter Mösers die bedeutsame Beziehung zu August Wilhelm Rehberg ergeben, der 1783 in Osnabrück fünf Monate lang tätig war. Durch den Briefwechsel dieses geistvollen und aufgeschlossenen Mannes mit keinem Geringeren als dem Freiherrn vom Stein ist die außerordentliche Wirkung der Person und der Anschauungen Mösers belegt. Über Rehberg gibt es besondere Verbindungen zwischen Möser und Stein, die allerdings keineswegs die einzigen sind, worüber sogleich noch zu handeln sein wird.

Der Briefwechsel Mösers mit dem Verehrer Preußens Thomas Abbt gehört ebenfalls zu den lebendigsten Beweisen der geistigen Großzügigkeit des so stark landschaftlich und weltanschaulich gefestigten Mannes. …

Aus alledem geht ein tiefes Verständnis für die engere Heimat und ihre Zustände als ein wesentlicher Teil der Persönlichkeit und des Wirkens Justus Mösers deutlich hervor. Seine Wirkung hat zu seiner Zeit besonders den Westfalen in den benachbarten Territorien und den Nordwestdeutschen mit ähnlichen und nahverwandten Lebensformen erfaßt. Durch seine natürliche, vielseitige und doch disziplinierte Begabung zu künstlerisch eindrucksvoller Darstellung hat er bereits mit der unmittelbaren Schilderung des besonderen Lebenszustandes seiner Heimat über diese hinaus gewirkt. Goethe und Herder sind die bedeutendsten Künder desselben geworden. Möser war für seine Zeitgenossen auch gerade ein westfälischer Schriftsteller. Daß er zugleich ein Staatsmann war, ist damals wenigen außerhalb seiner engsten Umgebung aufgegangen. Hinsichtlich seiner unmittelbaren praktischen Wirkung ist sein Bild als Staatsmann begrenzt durch den relativ kleinen Raum, in welchem er handelte; dennoch zeigt sich auch darin eine feine und zugleich kräftige Durchbildung und eine volle Abrundung der Person Mösers.

In erster Linie mit dem Literaten Justus Möser beschäftigte sich dagegen Hermann Bausinger in Justus Möser. Bausinger schließt mit der Bemerkung:

Zwischen dem literarischen Spiel, bei dem der Autor vergnüglich plaudernd die Zügel schießen läßt, und dem pädagogischen Ernst, der sich in hart-präzisen, schnörkellosen, keinen Ausweg erlaubenden Mahnungen ausdrückt, liegt eine große Spannweite. Sie bildet einen Grund für den literarischen Reiz, den gerade auch Mosers journalistisches Werk noch heute ausübt. Der andere dürfte darin liegen, daß dieses Werk in seiner Perspektivenvielfalt die widersprüchlichen Tendenzen einer ganzen Epoche spiegelt, die sich den Klassifikationsbemühungen literaturgeschichtlicher Sezierer immer wieder versperrt.

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