Von Ralf Keuper
Der unvergessene Rainer A. Krewerth setzte seiner Heimat mit dem Buch Unser Land – Ostmünsterland ein literarisches Denkmal. So weit ich weiss, handelt es sich dabei um die erste Publikation, die sich explizit mit der Region beschäftigt, die in weiten Teilen mit dem Altkreis Warendorf identisch ist, zu dem die heute zum Kreis Gütersloh zählende Stadt Harsewinkel mit ihren Ortsteilen Greffen und Marienfeld gehörte. Je nach Auslegung, können auch Clarholz und Lette noch dazu gerechnet werden. Großen Raum nimmt die Schilderung der bewegten Geschichte der Ems ein, die nach wie vor prägend für diesen Landstrich ist. Fehlen dürfen auch nicht die zahlreichen Burgen und Wasserschlösser ebenso wie die Stiftskirche Freckenhorst.
Krewerth findet für die Landschaft einfühlsame Worte, die ihren Charakter, ihr Wesen – wie ich als jemand, der in dieser Gegend aufgewachsen ist, bestätigen kann – gut treffen:
Das kleine Ostmünsterland ist Teil der Münsterschen Bucht, der Westfälischen Bucht, der Westfälischen Tiefebene, der Norddeutschen Tiefebene, eingebunden also in einen umfassenderen Raum, gewissermaßen Puppe in der Puppe. Alle Aufgeregtheiten sind ihm fern, alles Schroffe fehlt, Sensationen finden nur in der Stille statt. Die Ems noch klein, Bever und Hessel gar bald in ihr aufgegangen, keine Berge, nicht einmal Höhenrücken wie in den Beckumer oder den Baumbergen, kein nennenswerter See, keine geologischen Absonderlichkeiten wie etwa kilometerlange Tropfsteinhöhlen – ja, aber was dann?
Ein Ländchen, sehr zurückgenommener Bescheidenheit wie sein Fluss, die Ems. Ein Ländchen, so würde es Hermann Löns gesagt haben, >philisterhafter Durchschnittlichkeit< mit überdurchschnittlichem Regenfall. Ein Ländchen schließlich, das sich nicht aufdrängt, sondern mit vordergründigen Reizen geizt, eine bäuerlich-sittsame Schöne mit roten Bäckchen und rissiger Haut, gegerbt von der harten Arbeit in Wind und Wetter.
Kurzum: Eine stille, unspektakuläre Schönheit.