Die Landschaftsschilderung als literarischer Ausdruck einer Idee und als Abbild der Realität sind die Pole, zwischen denen sich die Spannung aufbaut, welche die Entdeckung der Landschaft in der Literatur kennzeichnet. Landschaftsbewußtsein und Heimatgefühl, das Zusammenfallen von »Idee« und »Wirklichkeit«, stehen am Ende einer Entwicklung. Die Literaturgeschichte einer Landschaft kann nicht davon ausgehen, daß die ihr zugehörigen Dichter den Stempel gemeinsamer Herkunft tragen, aber auch nicht davon, daß die literarische Landschaft ohne sie besteht. In ihren Werken ist die Geschichte einer literarischen Landschaft vorhanden und ablesbar.

Die Landschaft, die im Mittelpunkt dieser Betrachtung stehen soll, ist ein Teil des südlichen Westfalens, ein Ausschnitt aus der Karte des alten Hochstiftes Paderborn und des ehemaligen Fürstentums Corvey zwischen Bad Driburg und Höxter. Ein nicht unbedeutender Teil der deutschen Literaturgeschichte ist mit dieser Landschaft verbunden. Hier treffen wir am Ende des 18. Jahrhunderts Friedrich Hölderlin und Susette Gontard, die »Diotima« seiner Dichtung. Sie hatten Frankfurt als Flüchtlinge vor den Heeren der französischen Revolution verlassen. Annette von Droste-Hülshoff, deren häufig genannter Titel »Dichterin der roten Erde« ohne jeden Unterton heimatlich beschränkten Dichtertums genannt werden muß, verbrachte hier auf den Adelshöfen ihres Großvaters jugendlich unbeschwerte, aber auch leidvolle Tage. Auf dem Bökerhof der Familie von Haxthausen in der Nähe Brakels fand sich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ein Kreis literarisch interessierter Männer und Frauen zusammen, der in der Literaturgeschichte als »Bökendorfer Romantikerkreis« bezeichnet wird.

Ein Abriß einer mit der Paderborner Landschaft verbundenen Literaturgeschichte kann bei Annette von Droste-Hülshoff und dem Bökendorfer Kreis nicht enden. Es sind andere zu erwähnen, die mit dieser Landschaft verbunden sind. …

Quelle: “Dort drüben, in Westfalen” Zur Literaturgeschichte einer Landschaft’

Von Rolevinck

Ein Gedanke zu „“Dort drüben, in Westfalen” Zur Literaturgeschichte einer Landschaft’“

Schreibe einen Kommentar