Die Situation der deutschen Möbelindustrie bleibt 2025 angespannt und steht weiterhin unter erheblichem Druck. Im ersten Quartal 2025 gingen die Umsätze der Branche um 4,6% auf 3,9Mrd.€ zurück verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Insbesondere das Inlandsgeschäft litt unter der Konsumzurückhaltung, die durch politische Unsicherheiten, gestiegene Lebenshaltungskosten und eine schwache Konjunktur ausgelöst wurde. Die Rückgänge betreffen nahezu alle Segmente – am stärksten jedoch Polstermöbel und Matratzen. Die Zahl der Beschäftigten und Betriebe ist weiter rückläufig.

Küchenmöbelindustrie: Stabilisierung nach starkem Rückschlag

Die Hersteller von Küchenmöbeln gelten 2025 als relativ stabilisierendes Segment in einer ansonsten schwachen Gesamtbranche. Zwar mussten sie im vergangenen Jahr ebenfalls Rückgänge verkraften (2024: Umsatzminus von etwa 6,5–7,2%), doch zum Jahresanfang 2025 deuteten sich erste Erholungen und eine leichte Marktstabilisierung an. Der Umsatzrückgang im Küchenmöbelsektor lag mit −1,8% bis ins Frühjahr deutlich unter dem allgemeinen Branchentrend. Die Branche zeigt sich insgesamt widerstandsfähig und setzt auf eine mittelfristige Erholung ab Ende 2025 oder 2026, getrieben durch staatliche Investitionsimpulse, politische Kurskorrekturen und eine allmählich verbesserte Verbraucherstimmung.

Trotz sinkender Baugenehmigungen und rückläufigem Wohnungsneubau – ein zentraler Treiber für Küchenmöbelumsätze – bleibt die Exportquote hoch (ca. 45%). Innovative Geschäftsmodelle und Internationalisierung, wie neue Citystore-Konzepte für urbane Zielgruppen und starke Präsenz auf internationalen Messen, sorgen für Dynamik im Sektor.

Zierbeschläge und die Lage bei Hettich

Hettich zählt zu den führenden Herstellern von Möbel- und Zierbeschlägen (insbesondere für Küchen und Möbel). Trotz des schwierigen Marktumfeldes verzeichnete Hettich 2024 ein Umsatzplus von 12% auf 1,4Mrd.€, was in erster Linie auf eine Fusion mit dem italienischen Zulieferer FGV zurückzuführen ist. Der Auslandsanteil beträgt mittlerweile 80%, und das Unternehmen ist international breit aufgestellt und expandiert weiter – etwa mit einer neuen Tochtergesellschaft in Vietnam (gegründet 2025).

Im Juli 2025 kündigte Hettich jedoch eine Standortschließung in Berlin bis Ende 2026 an, die Teil einer strategischen Neuausrichtung zur langfristigen Zukunftssicherung der Gruppe ist.

Die Lage im Möbelhandel 

Der deutsche Möbelhandel steht 2025 unter dem Eindruck massiver Umbrüche und erheblichem Wettbewerbsdruck, was sich exemplarisch an Porta und Zurbrüggen beobachten lässt.

Porta Möbel:

Die gesamte Porta-Gruppe (inklusive SB-Möbel Boss, Asko und Möbel Letz) wurde Anfang 2025 vom österreichischen Möbelriesen XXXLutz übernommen. Die Übernahme umfasst rund 140 Standorte (circa 120 in Deutschland, weitere in Tschechien und der Slowakei) und etwa 6.000–7.000 Beschäftigte. Der erklärtermaßen harte Wettbewerb am Markt und die nachlassende Ertragskraft zwangen das familiengeführte Unternehmen zum Verkauf. Die Fusion steht noch unter kartellrechtlicher Prüfung.

  • Die Zukunft der Angestellten ist weiterhin mit Unsicherheiten behaftet: XXXLutz erklärte, aktuell seien keine Entlassungen geplant, die Vergangenheit zeigt aber, dass Arbeitsplatzsicherheit bei solchen Restrukturierungen nicht garantiert ist.
  • Die Porta-Gründerfamilien steigen im Zuge der Übernahme aus.
  • Die Gruppe musste den Einkaufsverband Begros verlassen; dies hat Einfluss auf das Sortiment und die Einkaufskonditionen bis längstens Ende 2025.
  • Trotz 2023er Umsatz von rund 1,1 bis 1,14 Mrd. Euro, bleibt die Branche stark von Preisdruck, hoher Marktkonzentration und sinkender Konsumlaune geprägt.

Zurbrüggen Wohn-Zentrum:

Für Zurbrüggen gibt es Stand Juli 2025 folgende Lage:

  • Das Unternehmen (mit Sitz u. a. in Unna, Bielefeld, Herne, Oelde) gehört seit Anfang 2022 zur österreichischen XXXLutz-Gruppe. Die Integration ist weitgehend abgeschlossen.
  • Nach der Übernahme blieb die Marke zunächst am Markt erhalten. Es gibt aktuell jedoch keine Berichte über Expansionsvorhaben oder größere Schließungen, allerdings ist Zurbrüggen wie die gesamte Branche vom schwachen Konsum in Deutschland und dem anhaltenden Margendruck betroffen.

Branchentrends allgemein:

Möbelhandel war 2024/25 von sinkenden Umsätzen, Konsumzurückhaltung und starken Strukturveränderungen (Fusionen, Insolvenzen, Filialschließungen) geprägt.
Die Marktmacht einzelner Großhändler wie XXXLutz wächst beständig, dies sorgt für Kritik bei Branchenverbänden und erhöht den Druck auf kleinere Anbieter und Zulieferer.

Die Lage in der Möbellogistik 

Die Lage bei den Möbellogistikern wie Anton Röhr gestaltet sich 2025 in einem herausfordernden aber stabilen Umfeld. Röhr ist ein international agierendes Logistikunternehmen aus der Möbelbranche mit über 900 Mitarbeitenden und einem vielfältigen Dienstleistungsangebot, das Lagerung, Kommissionierung, Umschlag und Möbeltransport umfasst. Dabei setzt das Unternehmen auf qualitativ hochwertige und individuell zugeschnittene Logistiklösungen für verschiedene Möbelarten, von Polstermöbeln bis zerlegten Kastenmöbeln.

Zwar gab es 2016 den Rückzug von Johannes Röhr aus dem Verband AMÖ nach jahrzehntelanger Tätigkeit, aber das Unternehmen selbst ist weiterhin aktiv und sucht auch neue Mitarbeiter für Transport- und Lagerlogistik.

Im Möbel-Logistikmarkt entstehen jedoch weiterhin erhebliche Herausforderungen durch hohe Wettbewerbsintensität, Digitalisierungserfordernisse und weiter steigende Anforderungen an Prozessqualität und Effizienz. Viele Möbellogistiker investieren aktuell in moderne Infrastruktur und IT-Lösungen, um den steigenden Ansprüchen der Möbelindustrie und des Handels gerecht zu werden.

Fazit

Die Möbelindustrie in Deutschland kämpft 2025 weiterhin mit schwacher Konsumnachfrage, strukturellen und konjunkturellen Problemen. Das Segment Küchenmöbel stabilisiert sich auf niedrigem Niveau und gilt als Lichtblick mit ersten positiven Signalen. Hettich als führender Zierbeschlag-Hersteller behauptet sich durch Internationalisierung und Fusionen, strukturiert aber Standorte um, um der Marktentwicklung zu begegnen. Die Herausforderungen bleiben bestehen, mittelfristig wird auf politische und konjunkturelle Impulse gesetzt.

Porta steht vor einem tiefgreifenden Wandel durch die XXXLutz-Übernahme – mit unklaren Folgen für Standorte und Mitarbeitende. Zurbrüggen ist bereits Teil der Lutz-Gruppe und agiert in einem weiter angespannten Marktumfeld. Für beide Namen gilt: Die Sicherheit von Arbeitsplätzen und die künftige Aufstellung hängen maßgeblich von den weiteren Konzernstrategien von XXXLutz und der Entwicklung der Gesamtbranche ab.

Es ist jedoch fraglich, ob die erhofften Impulse – angesichts der sich verschärfenden Handelskonflikte mit den USA und China, der nach wie vor hohen Energiekosten und bürokratischen Hürden ebenso wie der schlechten Auftragslage am Bau – in der von den Wirtschaftsinstituten erhofften Weise eintreten werden. Die Vergangenheit lehrt, dass die Prognosen der Wirtschaftsinstitute kurz nach ihrer Veröffentlichung hinfällig waren und die Zahlen nach unten korrigiert werden mussten.

Quellen:

Deutsche Möbelindustrie startet mit Umsatzrückgang ins Jahr 2025

Möbelbranche steht unter Druck

Kunden geben weniger Geld für Möbel aus

Möbelreport 2025: Möbelhandel steht unter Druck

Hettich Gruppe optimiert Stanzkapazitäten für langfristige Zukunftssicherung

CSIL World Furniture Outlook 2025/2026 Bericht: Szenarien zunehmend von Unsicherheit geprägt

Wie genau sind die Konjunkturprognosen der Institute für Deutschland?

Von Rolevinck

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