Friedrich Adolf Richter war ein erfolgreicher deutscher Unternehmer des 19. Jahrhunderts, der am 12. Mai 1846 in Herford geboren wurde. Seine unternehmerische Laufbahn begann 1868 in Duisburg mit einem Kolonialwarenladen und dem Handel von chemisch-pharmazeutischen Hausmitteln. 1874 gründete er in Nürnberg eine „Chemisch-pharmaceutische Fabrik“ und 1875 einen Verlag in Leipzig[1]Herforder Erfolgsunternehmer gibt Rätsel auf.

Im Alter von 30 Jahren verlegte Richter den Hauptsitz seiner Firma nach Rudolstadt, wo er 1876 die Erlaubnis erhielt, eine chemisch-pharmazeutische Fabrik zu errichten. Er expandierte international und gründete Filialen in Rotterdam, Wien, Prag, der Schweiz, New York und St. Petersburg.

Richters Produktpalette war äußerst vielfältig und umfasste pharmazeutische Präparate, Schokolade, Lebkuchen, Konfekt, Kinderspielzeug, Musikautomaten, Spieldosen und mechanische Schallplatten. Sein bekanntestes Produkt waren die Anker-Steinbaukästen, die er ab 1880 produzierte, nachdem er die Idee von den Brüdern Otto und Gustav Lilienthal erworben hatte.

Um 1900 war Richter der größte Arbeitgeber in Rudolstadt. Seine unternehmerischen Erfolge brachten ihm zahlreiche Auszeichnungen ein, darunter verschiedene Orden und Hoflieferantentitel.

Trotz seines Erfolgs war Richters Ruf nicht unumstritten. Insbesondere sein Medikament „Pain Expeller“ wurde kritisch gesehen, obwohl neuere Erkenntnisse darauf hindeuten, dass es tatsächlich einen medizinischen Nutzen hatte.

Friedrich Adolf Richter starb am 25. Dezember 1910 in Jena. Sein Erbe umfasste ein Unternehmen mit Niederlassungen in ganz Europa, den USA und Japan. Heute trägt eine Schule in Rudolstadt seinen Namen, was seine anhaltende Bedeutung für die Stadt unterstreicht.

Nach dem Tod von Friedrich Adolf Richter übernahmen seine vier Söhne und sein Bruder Friedrich Wilhelm Richter die Leitung des Unternehmens. Aufgrund von Erbstreitigkeiten wurde das Unternehmen in zwei Aktiengesellschaften umgewandelt: ‚F. Ad. Richter & Cie, Chemische Werke‘ und ‚F. Ad. Richter & Cie AG, Baukastenfabrik‘. Zusätzlich bestand für einige Zeit die ‚Chemische Werke Rudolstadt GmbH‘.

Während des Ersten Weltkriegs stellte das Werk Granaten her, was zu einer Diversifizierung der Produktion führte. Nach Kriegsende verlor das Unternehmen jedoch die meisten seiner ausländischen Filialen und Fabriken, was die wirtschaftliche Lage erheblich belastete. Im Jahr 1921 übernahm der Hauptaktionär Alfred Eversbusch die Leitung als Generaldirektor und versuchte, das Unternehmen zu stabilisieren[2]Ankerwerke Rudolstadt.

1928 wurde eine Tankstelle gebaut, und dafür wurde eine eigene Firma gegründet. Ab 1936 begann die Produktion von Pflastern und Wundverbänden, was sich als strategisch wichtig herausstellte. Während des Zweiten Weltkriegs konzentrierte sich die Produktion hauptsächlich auf Pflaster, Verbandsstoffe und Desinfektionsmittel, um den Bedarf während des Krieges zu decken.

Im Jahr 1952 übernahm die Treuhand die Firma, und 1953 wurde das Unternehmen in den volkseigenen Betrieb ‚VEB Ankerwerk Rudolstadt, chemisch-pharmazeutische Fabrik‘ umgewandelt. Diese Entwicklungen markieren den Wandel des Unternehmens von einem florierenden Familienbetrieb zu einem staatlich kontrollierten Unternehmen in der DDR.

Anker-Steinbaukästen
Die Geschichte der Anker-Steinbaukästen begann mit den Brüdern Gustav und Otto Lilienthal, die die Bausteine erfanden und zunächst selbst herstellten. Sie vertrieben ihre Kästen unter dem Markennamen „Georgens. Das Bauen.“ Aufgrund mangelnder unternehmerischer Fähigkeiten verkauften sie ihre Erfindung an Friedrich Adolf Richter. Richter erkannte das Potenzial und ließ die Bausteine patentieren, was die Lilienthals versäumt hatten.

Er begann 1882 mit der Produktion in seiner pharmazeutischen Fabrik in Rudolstadt. Anfangs wurden die Kästen als „Patent-Baukästen“ mit einem roten Eichhörnchen als Markenzeichen vertrieben. Ab 1895 wurde das Eichhörnchen durch den Anker ersetzt, der zum offiziellen Markenzeichen wurde. Richter entwickelte ein ausgeklügeltes Erweiterungs- und Ergänzungssystem für die Baukästen. In seiner Kunstanstalt in Rudolstadt arbeiteten Künstler, Illustratoren und Architekten an Plänen und Bauvorlagen.

Die Anker-Steinbaukästen gewannen zahlreiche internationale Auszeichnungen und wurden weltweit vertrieben. Um die Jahrhundertwende wurden jährlich etwa 40.000 Baukästen produziert. Bei Richters Tod 1910 gab es Niederlassungen in ganz Europa, den USA und Japan.

Die Produktion in Rudolstadt wurde bis 1963 fortgeführt, mit geschätzten fünf Milliarden verkauften Ankerbausteinen von 1880 bis 1963. 1995 wurde die Produktion durch die Anker Steinbaukasten GmbH wiederbelebt. Seit 2017 wird der Betrieb von der AWO Rudolstadt als Inklusionsbetrieb geführt und produziert etwa 2000 verschiedene Steinformen in 26 Farben.

Von Rolevinck

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