Von Ralf Keuper

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert begann sich in den britischen Kolonien in Nordamerika der Unmut gegenüber ihrem Status zu regen. Auf der Suche nach alternativen Staatsformen richtete sich der Blick zunehmend auf den lockeren Staatenverbund des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und dessen Reichsverfassung.

Auch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts blieb in Amerika das Interesse an der Reichsverfassung lebendig. 1739, kurz vor Ausbruch des Österreichischen Erbfolgekriegs (1740 –1748), der ja auch in Nordamerika ausgetragen wurde, regte der Kolonialbeamte Martin Bladen einen Zusammenschluss der Kolonien zum gegenseitigen Schutz gegen französische Übergriffe an. Ein solches föderatives System, so Bladen, funktioniere aber nur dann, wenn man einen gesamtamerikanischen Kongress etabliere, der „analogous to the Publick Diets of the German Empire“ aufgebaut sei, also in genauer Entsprechung zum deutschen Reichstag in Regensburg (in: Die Reichsverfassung als Vorbild).

Im Jahr 1766 reiste dann der damals wirkungsmächtigste nordamerikanische Politiker, Benjamin Franklin, ins damalige Deutschland. Dort traf er auch den aus Iserlohn stammenden und in Göttingen lehrenden Staatsrechtler Johann Stephan Pütter.

Der wohl prominenteste Politiker Nordamerikas, Benjamin Franklin, brach 1766 sogar selbst nach Deutschland auf, wo er nicht nur die im Reichsverbund so bedeutsamen Kurfürstentümer Hannover, Köln, Trier und Mainz besuchte, sondern sich auch von dem Göttinger Staatsrechtler Johann Stephan Pütter über Details der Reichsverfassung belehren ließ. Pütter hatte damals gerade die Formel vom Reich als „aus Staaten zusammengesetztem Staat“ in Umlauf gebracht (ebd.).

Johann Stephan Pütter gilt seit neuesten Forschungen daher als einer der wenigen nicht-amerikanischen Väter der US-Verfassung (Vgl. dazu: Vorbild der US-Verfassung. Benjamin Franklin und der deutsche Föderalismus).

Von Rolevinck

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