„Heute spricht alle Welt fast ausschließlich von der Insel Korsika und ihrem König Theodor I., und doch ist wohl niemand so wenig bekannt wie er und seine Geschichte.
Ich bin daher davon überzeugt, daß ich den Lesern eine Freude bereite, wenn ich ihnen zumindest einen kurzen Überblick der Ereignisse schildere …”
Mit diesen Worten drückt sich der Herausgeber eines 1738 in La Haye unter dem Titel: „Geschichte der Revolutionen der Insel Korsika und der Thronerhebung von Theodor dem I.” erschienen Buches aus.
Heute stehen die Dinge anders. Von Korsika, zurecht „Insel der Schönheit” benannt, wird noch viel und oft mit Enthusiasmus vor allen Dingen von Juni bis September eines jeden Jahres gesprochen.
Aber fragt die Touristen, ob sie Theodor von Neuhoff kennen. Sie werden erstaunt ihre Augen aufreißen. Kaum daß ihn die Eingeborenen kennen, deren Ahnen es doch waren, die ihn an einem schönen Frühlings- tage zum König wählten.
Verdient Theodor ein solches Vergessen?
Nicht daß er eine besonders anziehende Persönlichkeit war, sicherlich eher ein Abenteurer als ein Held, aber schließlich gehörte eine gewisse Portion Mut dazu, der mächtigen Republik Genua Korsika streitig zu machen. Auch brauchte er Beharrlichkeit und physische Courage, denn politische Morde waren an der Tagesordnung, Meuchelmörder lauerten im Schatten … Andererseits waren die Reformen gut, die der „König eines Sommers” durchzuführen versuchte, und niemand konnte daran zweifeln, daß er das Wohl seiner Untergebenen beabsichtigte.
Und da ist noch etwas anderes. Kleine Ursachen, so sagt man, können große Folgen haben. Angenommen, Napoleon wäre 30 Jahre später in einem unabhängigen Korsika als Untertan eines Neuhoff geboren worden. Hätte ein Erfolg Theodors nicht auch die Welt verändern können?
Quelle: Dr. Pierre Fabiani, Paris: Theodor von Neuhoff, König von Korsika Aus dem Französischen übertragen von Ursula Burchardt, illustriert von Dr. Walter Hostert
Weitere Informationen:
Der wüste Königsmacher. Michael Kleeberg hat den “König von Korsika” nur geträumt