Von Ralf Keuper

Vor wenigen Wochen schloss die Buchhandlung Luce in der Universität Bielefeld ihre Türen (Vgl. dazu: Die Campus-Buchhandlung in Bielefeld schließt nach 40 Jahren). Damit verschwand eine Institution. Eine vergleichbare Buchhandlung habe ich in all den Jahren nirgendwo gesehen.

Das Besondere an der Buchhandlung war ihr riesiger Bestand an Büchern, die man in dieser Konzentration wohl nur noch in Fachbibliotheken hätte finden können. Jedoch hätte man dazu viel mehr Zeit verbringen und Wegstrecke zurücklegen müssen. So war eine Front mit den Büchern von suhrkamp Wissenschaft belegt – von Adorno über Bateson, Elias, Foucault, Habermas, Luhmann, Levi-Strauss, Mauss, Walser bis Zizek – quasi das komplette suhrkamp-Sortiment. Daneben noch eine Abteilung mit hunderten von Reclam-Heften, dazu noch viel englischsprachige Werke – und nicht zu vergessen: Literatur. Gleich am Eingang wurden die neuesten Bücher ausgelegt. In den 1990er Jahren habe ich dort pro Besuch manchmal zwei Stunden zugebracht. Danach hatte ich einen guten Überblick über den Büchermarkt. In dem Zeitraum war die Buchhandlung gut besucht. Das änderte sich vor ca. zehn Jahren. Bei meinen letzten Besuchen vor zwei Jahren war ich häufig der einzige Kunde. Die Reclam-Hefte verschwanden, ebenso die Bücher aus dem Diogenes Verlag. Sofern ich mich recht entsinne, waren in den guten Zeiten fast alle Werke von Georges Simenon vorhanden. Nie ist es vorgekommen, dass ich die Buchhandlung verlassen habe, ohne wenigstens ein Buch gekauft zu haben. Die meisten hatte ich vorher nicht auf meinem Zettel, viele waren mir vor Betreten unbekannt. Dass sich das Ende nicht mehr allzu lange hinziehen würde, war mir bei meinem letzten Besuch vor zwei Jahren klar. Es war schlicht zu wenig Kundschaft im Laden. Gerade die Studenten als die Hauptkundschaft, beziehen ihre Bücher inzwischen über Internet. Aber auch die Professoren, Lehrstühle und wissenschaftlichen Mitarbeiter sind als Kunden mit der Zeit abgesprungen (Vgl. dazu: Buchhandlung Luce: Das letzte Kapitel).

So viel kann ich sagen: Am Personal, an der Qualität der Bücher und – so weit ich das beurteilen kann –  an der Führung hat es ganz gewiss nicht gelegen.

Die Buchhandlung Luce wird fehlen.

Von Rolevinck

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