Von Ralf Keuper

Mit Bischof Meinwerk von Paderborn, dessen Einfluss im Stadtbild noch heute präsent ist, wird die katholische Kirche in Westfalen ein gewichtiger Machtfaktor. Durch die Reformation endete aber auch hierzulande die Vorherrschaft der katholischen Kirche. Einer der Wegbereiter war der auch in Westfalen aufkommende Humanismus, dessen bekannteste und einflussreichste Vertreter Alexander Hegius, einer der Lehrer des Erasmus von Rotterdam, Rudolf von Langen und Johannes Rivius waren. Von Erasmus von Rotterdam und Rudolf von Langen bewundert wurde Dietrich Coelde. Theologen wie der auch als “Reformator Westfalens” bezeichnete Hermann Hamelmann verhalfen der Reformation in unserer Region zum Durchbruch. In Lippe übernahmen diese Rolle Simon von Exter und Graf Bernhard III. . Ein weiterer wichtiger Reformator war Nikolaus Krage, der die meiste Zeit in Minden wirkte.

Während der Zeit der Hexenprozesse gehörten Friedrich Spee von Langenfeld und Antonius Praetorius zu den wenigen Stimmen der Vernunft. Unter den Jesuiten ragen, neben Friedrich Spee, der Universalgelehrte Athanasius Kircher sowie Johann Ernst von Hanxleden und Vitus Georg Tönnemann hervor. Rötger Hundt ging als Märtyrer in die Kirchengeschichte ein. Heinrich von Köln war Gründer und erster Prior des Kölner Dominikanerkonvents. Bernhard Bischopinck wirkte als Missionar und Sprachwissenschaftler in Indien. Seine Priesterweihe erhielt Martin Luther im Erfurter Dom aus den Händen des hochangesehenen Weihbischofs und Theologen Johann Bonemilch. Leander van Eß trat als Übersetzer des alten und neuen Testaments hervor. Seiner intensiven Beschäftigung mit dem Zen-Buddhismus wegen, gilt Hugo Makibi Enomiya-Lassalle als Pionier des Zen für Christen.

Die Erweckungsbewegung verdankt ihren Erfolg in Westfalen in hohem Maß Johann Heinrich Volkening. Der Name Friedrich von Bodelschwingh der Ältere ist eng mit den Bethelschen Anstalten in Bielefeld verbunden. “Die von ihm 1874 in Bethel (hebräisch: Haus Gottes) umbenannte Anstalt (inzwischen v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel) machte er zusammen mit dem Mutterhaus Sarepta und dem Bruderhaus Nazareth zu einer der bedeutendsten Einrichtungen der Inneren Mission”. (Wikipedia) Ein bedeutender evangelischer Theologe und Kirchenhistoriker war Johann Karl Ludwig Gieseler. Die hessische Kirchenordnung von 1657 trägt die Handschrift von Johannes Crocius. Anton Corvinus war niedersächsischer Reformator und Landessuperintendent im Fürstentum Calenberg-Göttingen. Martin Niemöller, in Lippstadt geborener evangelischer Theologe, war einer der entschiedensten Gegner seiner Kirche gegen den Nationalsozialismus. Zumindest in dieser Frage war er mit Kardinal Graf von Galen, dem “Löwen von Münster”, weitgehend auf einer Linie. In Soest lebte und starb einer der wichtigsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts, Heinz Zahrnt. Einer der bis heute einflussreichsten amerikanischen Theologen (Präzeptor Amerikas) ist Reinhold Niebuhr, dessen Vater aus dem lippischen Lage stammte.

Erster Abt des Klosters Corvey war der Karolinger Adalhard. Zusammen mit seinen direkten Nachfolgern WalaWarin I. und Adalgar sorgte er für die Verbreitung des Christentums in Nordwestdeutschland. Zu ihren bekanntesten Nachfolgern gehören Volkmar I,  Ludolf , Wibald von Stablo und Markward von Corvey. Der Heilige Waltger gründete in Herford das älteste Damenstift in Altsachsen.

Unter den Frauen nehmen die Äbtissinnen des Frauenstifts Herford eine Sonderstellung ein. Zu den bekanntesten zählen Hedwig und Elisabeth von der Pfalz. Letztere stand in regem Gedankenaustausch mit René Descartes.

Erster Rektor der Universität Köln und Kleriker war Hartlevus de Marca.

Die katholische Kirche wird heute in Westfalen durch das Erzbistum Paderborn und das Bistum Münster repräsentiert. Dabei hat sich Paderborn in den letzten Jahrzehnten den Ruf einer “Kaderschmiede für den Vatikan” erworben.
Die Zahl katholischer Kleriker mit Paderborner Vergangenheit ist in der Tat beachtlich. Aus der Zeit des Mittelalters zählen dazu Altmann von Passau, ehemaliger Schüler und Leiter der Domschule Paderborn im 11. Jahrhundert,  der als Klostergründer, Bischof von Passau und als Heiliger in die Kirchengeschichte eingegangen ist. Weitere Bischöfe aus der Zeit mit Paderborner Wurzeln sind Oliver von PaderbornFriedrich I. (Münster) und Anno II..
Aus Marsberg stammte Ferdinand August von Spiegel, Erzbischof von Köln. Ebenfalls Erzbischof von Köln war Karl-Josef Schulte. Einen familiären Bezug zu Paderborn hatte der Erzbischof von Chicago, George William Mundelein.
Der derzeit prominenteste Kleriker mit Paderborner Vergangenheit dürfte der Erzbischof von München, Kardinal Reinhard Marx sein. Nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz ist Marx der mit Abstand einflussreichste Kleriker Deutschlands. Die Welt spricht gar vom “Europäischen Superbischof”. Weitere Paderborner Kardinäle sind bzw. waren Lorenz Jäger, Franz Hengsbach, Johannes Joachim Degenhardt und Kurienkardinal Paul Josef Cordes, langjähriger Wohnungsnachbar und enger Vertrauter von Papst Benedikt XVI. Gleichfalls im Vatikan residiert Kurienbischof Clemens, lange Jahre persönlicher Sekretär von Kardinal Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. Bis nach Ozeanien trieb es Karl Hesse, emeritierter Erzbischof von Papua-Neuguinea. Damit trat er in gewisser Weise in die Fußstapfen von Heinrich Backhaus, den sein missionarischer Eifer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts über Indien nach Australien zog. Norbert Strotmann ist seit 1996 erster Bischof des neugegründeten Bistums Chosica in Peru.

Wo so viele hohe Würdenträger ihren Ausgang nehmen, wie in Paderborn, kann die Kritik nicht weit sein. So gilt Eugen Drewermann, um den es in den letzten Jahren merklich ruhiger geworden ist, zusammen mit Hans Küng und Karl-Heinz Deschner als der einflussreichste Kritiker der katholischen Kirche.

Weitere amtierende Bischöfe aus dem Erzbistum Paderborn sind der Bischof von Fulda, Algermissen, der Bischof von Speyer, Wiesemann und der Bischof von Osnabrück, Bode. Im Ruhestand befindet sich mittlerweile der ehemalige Bischof von Würzburg, Paul-Werner Scheele.

Clemens August Droste zu Vischering war als direkter Nachfolger des bereits erwähnten Ferdinand August von Spiegel , Erzbischof von Köln. Ebenfalls Erzbischof von Köln und Kardinal war Paul Melchers. Ein weiterer Erzbischof von Köln mit Münsteraner Wurzeln, war Felix Kardinal von Hartmann. Melchior von Diepenbrock aus Bocholt war Fürstbischof von Breslau und Kardinal. Aus dem Bistum Münster stammen weiterhin die Bischöfe von Trier, Spital, Limburg, Kamphaus, Hildesheim, Homeyer  sowie die amtierenden Bischöfe von Essen, Overbeck, und Hamburg, Werner Thissen.

Von Hamburg bis München alles in westfälischer Hand 😉

Ein berühmter Forscher der jüdischen Religion war Leopold Zunz. Paul Spiegel war für mehrere Jahre Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland.

In Bielefeld residiert die Evangelische Landeskirche Westfalen. Seit 2011 steht mit Annette Kurschus zum ersten Mal eine Frau an der Spitze.

Weitere Theologen und Kleriker:

Hermann Alexander Roëll

Balthasar Menz der Ältere

Hermann Döring

Johannes Schallermann

Heinrich Klausing

Johann Moritz Schwager

Johannes Rosenthal

Theodor Fabricius

Melchior Cornäus

Rulemann Friedrich Eylert

Daniel Wilhelm Sommerwerck

Johannes Gropper

Theodor Lehmus

Dietrich Ebbracht

Heinrich von Werl

Franz Hitze

Norbert Strotmann

Johannes Pollius

Gerhard von Berg

Johannes Dreyer

Missionsbischof Athanasius Klemens Wilhelm Götte

Hermann Busenbaum

Hermann Jürgens

Eberhard Hermann Röttger

Herbert Vorgrimler

Konrad VII. von Soest

Willi Marxsen

Walter Schmithals

Ernst Käsemann

Jochen Bohl

Hermann Dwerg

Heinrich von Werl

Gottfried de Hegghe

Hermann Serges

Johannes von Dorsten

Heinrich Vieter

Friedrich Deys

Zwei Theologen aus Westfalen

Franz Xavier Nierhoff

Theodor Buddenbrock

Gründervater der Wissenschaft des Judentums “Der einflussreichste Jude des 19. Jahrhunderts”

Von Paderborn in die Welt: Das Erzbistum als katholische Kaderschmiede

Johann Buxtorf der Ältere

Johann Affelmann

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