Von Ralf Keuper

Sollte es mit der Mundfaulheit, die man den Westfalen allgemein nachsagt, etwas auf sich haben, so hat sich das jedenfalls nicht negativ auf das literarische Schaffen ausgewirkt.

Wüssten wir seinen Namen, so könnte man mit Fug und Recht den Verfasser des Heliand als ersten Dichter bezeichnen, der in Westfalen gewirkt hat. Annette von Droste-Hülshoff darf mit gutem Grund als eine der bedeutendsten Dichterinnen Deutschlands bezeichnet werden. Ferdinand Freligrath war mit seinen Gedichten ein Wegbereiter der revolutionären Bewegungen in Deutschland im 19. Jahrhundert. Nicht ganz so revolutionär war Levin Schücking, zeitweilig mit Annette von Droste-Hülshoff “liiert” und ein Weggefährte von Ferdinand Freiligrath, mit dem zusammen er das Buch “Das malerische und romantische Westfalen” verfasst hat, unterwegs. Schon deutlich revolutionärer als Schücking in ihren Schriften bzw. Stücken waren die beiden Detmolder Georg Weerth und Chrisitan Dietrich Grabbe (Freiligraht stammte übrigens auch aus Detmold). Einer der erfolgreichsten Schriftsteller seiner Zeit war Friedrich Wilhelm Weber, dessen mit Abstand bekanntestes Werk “Dreizehnlinden” ist. Lange Zeit verkannt und erst langsam wieder entdeckt wird das Werk von Peter Hille, den Stefan Zweig in seiner autobiografischen Schrift “Die Welt von Gestern” portraitiert hat. In Paderborn fand Luise Hensel ihre letzte Ruhe. Hertha König war nicht nur eine ungewöhnlich begabte Dichterin, sondern auch noch eine perfekte Gastgeberin und großzügige Mäzenin.

Mit Ernst Meister und Peter Rühmkorf verfügt Westfalen über zwei Büchner-Preisträger.

Siegfried Kessemeier hat sich mit seinem Werk der plattdeutschen Sprache verschrieben. Mit seinem “Westphälischem Sittenbild” hat Otto Jägersbach ein Stück Literaturgeschichte geschrieben. Der gebürtige Verler Norbert Johannimloh hat mit “Regenbogen über der Appelbaumchaussee” Provinzliteratur im besten Sinne des Wortes geschaffen. Im Jahr 2008 gewann der gebürtige Bielefelder Tilmann Rammstedt den rennomierten Ingeborg Bachmann-Preis. Hans-Ulrich Treichel aus Versmold hat zwischenzeitlich seinen Frieden mit Westfalen gemacht. Nur wenig bekannt sein dürfte, dass der Rechtprofessor und Romanautor Bernhard Schlink gebürtiger Bielefelder ist.

Das waren noch längst nicht alle, wie schon allein ein Blick in das Literaturportal Westfalen belegt.

Weitere Informationen:

DAS LITERATURLAND WESTFALEN – GESCHICHTE UND GEGENWART

Valeska Bolgiani

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