Von Ralf Keuper
Die Tatsache, dass Westfalen nie über eine zentrale Regierung verfügte, mag einige Landeskinder dazu bewogen haben, ihr Glück außerhalb der Region zu suchen und ihre Talente dort zur Entfaltung zu bringen. Viele von ihnen traten in preußische Dienste, wie Heinrich von Grolman, Wilhelm Heinrich von Thulemeyer, Rüdiger von Ilgen, Franz von Meinders und Eduard von Moeller. Andere zog es noch weiter bis an den russischen Hof wie Heinrich Graf Ostermann. Kaiserlicher Hofrat in Wien war Heinrich von Heuel. Wegen seiner Verdienste bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden in den Adelsstand erhoben wurde Johann Krane. Die schillerndste Figur ist wohl Theodor Stephan Freiherr von Neuhoff, der “König von Korsika”. Der früheste und einer der bedeutendsten aus der Runde ist der Ritter Bernhard von Horstmar, auch “Achilles Westfalens” genannt. Besonders vielseitig begabt war Justus Möser, von Goethe “Patriarch von Osnabrück” genannt, der nicht nur Staatsmann, sondern darüber hinaus noch Literat, Jurist und Historiker war. Johann Adrian von Plencken wurde als hoher Regierungsbeamter in den böhmischen Ritterstand erhoben und später zum Geheimen Rat ernannt. Karl Robert von Nesselrode war russischer Diplomat, Außenminister und Kanzler. Wenngleich in seiner Wirkung nur auf das Fürstbistum Paderborn beschränkt, hat der Regierungsstil von Wilhelm Anton von der Asseburg überregionale Beachtung verdient.
Als preußischer Reformer ist Ludwig von Vincke, erster Oberpräsident von Westfalen in die Geschichte eingegangen. Ein Staatsmann und Diplomat von herausragendem Rang war Freiherr vom und zum Stein. Justus Gruner war nicht nur hochrangiger Staatsmann, sondern dazu auch der erste Geheimdienstchef Preußens.
Eine Sonderrolle spielen die diversen Landmeister des Deutschen Ordens in Livland mit westfälischer Herkunft, deren bekanntester Vertreter Wolter von Plettenberg ist.
Als weniger rühmlich bzw. tragisch sind aus der jüngeren Vergangenheit die Reichskanzler Franz von Papen und Heinrich Brüning zu nennen. Carl Severing hatte als preußischer Innenminister und Reichsinnenminister während der Zeit der Weimarer Republik nicht immer eine glückliche Hand. Eine eher komische Figur war dagegen Bundespräsident Heinrich Lübke. Sein direkter Nachfolger war Gustav Heinemann, gebürtig aus Schwelm.
In unseren Tagen ist Westfalen mit Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundespräsident Frank Steinmeier, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Erwin Sellering, ehemaliger Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern und Ex-Bundesjustizministerin Sabine Leutheuser-Scharrenberger vertreten. Die Liste ließe sich noch fortsetzen.
Weitere Staatsmänner und Diplomaten:
Heinrich Freiherr von Crumpipen
Ignatius Ferdinand von Vogelius
Heinrich Wilhelm von Holtzbrinck
Ernst Friedrich Herbert zu Münster
Heinrich Wilhelm von Holtzbrinck
Aloys Franz Bernhard van Langenberg
Heinrich Friedrich von Itzenplitz
Georg von Steinmann (Oberpräsident)
Valentin von Massow (Obermarschall)
Georg Ernst von Pfingsten (um 1680-1735) Kursächsischer Staatsminister
Christian Konrad Wilhelm von Dohm
Gottfried Gropper jülisch-klevischer Rat (1507-1571)
Georg von Viebahn (Statistiker)