… Im folgenden soll einem Teilaspekt des Westfalenlobes besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Wie hinlänglich bekannt ist, hat Werner Rolevinck in seiner Schrift auch eine geographische Beschreibung, eine “Definition”, seines Untersuchungsgegenstandes vorgenommen. Dies geschieht bei ihm sogar auf mehrerlei Weise: einerseits durch eine Umschreibung der Grenzen Westfalens, wobei nicht nur naturräumliche Gegebenheiten Erwähnung finden, sondern ebenso Nachbarprovinzen und -territorien genannt werden, ferner durch eine Aufzählung der dort vorhandenen Territorien. Bevor hierauf näher eingegangen werden soll, ergeben sich bereits daraus eine ganze Reihe von Fragen, die das “Weltbild” und die geographischen Kenntnisse des Autors betreffen. Es ist zu überlegen, ob sich anhand des Westfalenlobes, das sich ja, explizit und räumlich klar definiert, mit der Geschichte einer bestimmten Region und deren Bewohnern beschäftigt, solche Fragen beantworten lassen, obwohl sich keinerlei Abbildungen, Karten oder sonstige graphische Hilfsmittel in der Schrift finden.
Mehrere Problemkreise lassen sich hier ansprechen: 1) Verfügt der Autor über geographische Kenntnisse? 2) Woher bezieht er diese? 3) Auf welche Gebiete oder Großräume beziehen sich diese Kenntnisse, und wie differenziert sind sie jeweils? 4) Welche geographischen oder kartographischen Hilfsmittel standen ihm überhaupt zur Verfügung? 5) Füllt er seinen selbst definierten Raum Westfalen auch inhaltlich, d. h., wie groß waren seine Kenntnisse von einzelnen Orten und Landschaften seines Untersuchungsgebietes? 6) Gibt es bei ihm räumliche Schwerpunkte und/oder Disparitäten? 7) Wie steht es mit der Entwicklung der Kartographie in diesem Raum? 8) Hat der Autor ein kartographisches Weltbild, d. h., wie ist seine räumliche Vorstellung von der Welt?
Quelle / Link: Westfalen und die Welt. Anmerkungen zu Werner Rolevinck
Dorfmarketing-Mitarbeiter Werner Thiel hat einen Film über Werner Rolevinck gedreht