Ludwig Biermann wurde 1907 in Hamm geboren. Nach dem Abitur am Gymnasium Hammonense in Hamm studierte er Mathematik und Physik in Hannover, München, Freiburg und zuletzt in Göttingen, wo er auch promovierte.

Anfang der 1950er Jahre beschäftigte Biermann sich mit der Physik der Sonnenatmosphäre und erkannte in Zusammenhang mit Kometenbeobachtungen als erster, dass von der Sonne ein ständiger Teilchenstrom emittiert wird. Dieser “Sonnenwind” konnte erst rund 10 Jahre später, im Oktober 1962, von der Raumsonde Mariner 2 gemessen werden. .. Neben vielen anderen nationalen sowie internationalen Auszeichnungen erhielt Biermann 1967 die Catherine-Wolfe-Bruce-Goldmedaille der Astronomical Society of the Pacific und 1974 die Goldmedaille der Royal Astronomical Society London. Die Astronomische Gesellschaft hat einen Preis nach ihm benannt und verleiht jedes Jahr den Ludwig-Biermann-Förderpreis an einen herausragenden Nachwuchsastronomen, und an das von ihm gegründete Max-Planck-Institut für Astrophysik wird jedes Jahr ein Wissenschaftler von Weltrang zu der Biermann-Vortragsreihe eingeladen[1]Zum 25. Todestag von Ludwig Biermann.

In ihrem Nachruf schrieb die Bayerische Akademie der Wissenschaften:

Ludwig Biermanns einzigartige Fähigkeit, Erkenntnisse anscheinend weitauseinanderliegender Wissenschaftsgebiete auf ihren neuesten Stande aufeinander zu beziehen, zeigte sich schon in seiner Dissertation bei der Vereinigung der damals neuen Theorie der Turbulenz mit der Theorie des Wärmetransports in Sternen, einschließlich der Sonne. Es wurde hierdurch nicht nur unser Bild des Sterneninneren wesentlich verändert, sondern auch das Rätsel der Häufigkeit der leichten Elemente in der kosmischen Materie gelöst; Ludwig Biermann deutete wesentliche Züge der Aktivität der Sonne und auch der Sterne. Seine Beherrschung der Atomphysik und seine umfangreiche Nutzung numerischer Methoden erlaubten ihm, den Lichtdruck der Sonne als wesentlichen Treiber der Bewegung von Kometenschweifen auszuschließen und damit die Existenz und Eigenschaften des Sonnenwindes nachzuweisen, der aus Teilchen besteht, die die Sonne dauernd in alle Richtungen verlassen[2]Nachruf Ludwig Biermann.

In LUDWIG FRANZ BENEDIKT BIERMANN: THE DOYEN OF GERMAN POST-WAR ASTROPHYSICS aus dem Jahr 2015 heisst es:

Ludwig Biermann war eine charismatische Figur in der Nachkriegszeit in der deutschen Astrophysik. Er war eine sehr zurückhaltende Person, die stets im Hintergrund arbeitete, aber mit großem Erfolg seine Visionen verwirklichte. Durch seine aktive Gremienarbeit wurden mehrere Max-Planck-Institute gegründet, und er leistete sicherlich einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der deutschen Wissenschaft im Allgemeinen und der deutschen Astronomie im Besonderen. Die Ergebnisse seiner exzellenten Forschungsarbeiten haben ebenfalls ihr Erbe hinterlassen, und seine Arbeiten über Kometen, Magnetfelder und die Vorhersage der Existenz und Natur des Sonnenwindes brachten ihm viele internationale Auszeichnungen ein

Von Rolevinck

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